Freitag, 31. Mai 2013

39. Ein ganz besonderer Sonnenaufgang

Wir verbringen einige Wintertage zusammen in Villa Gesell, meine beiden Enkelinnen und ich.
Zuerst machen wir alles mit großer Begeisterung: Wir laufen durch die Dünen, spielen Fußball mit dem Meerschaum, sammeln Muscheln, kleben mit den Muscheln lustige Bilder zu Hause, spazieren durch den Ort, genießen die frische Brise und die Sonne.

Langsam fällt uns nichts mehr ein. Der Wind pfeift, es ist kalt und im Haus fehlen den Kindern ihre gewohnten Spielsachen: Oma, was machen wir jetzt? Oma, ich hab´ meine Puppe vergessen! Oma, können wir nicht ins Kino gehen? Oma, kaufen wir Buntstifte! Oma, gibt es hier kein Fernsehen? Oma – Oma – Oma.

Da fällt der Oma etwas ein! Wir werden die Sonne aus dem Meer ziehen!

Das heißt als erstes früh aufstehen! Kein Problem! Meine Langschläfer kommen ganz schnell aus ihren Betten und sind auch gleich startbereit. Gummistiefel, Pudelmütze, Schal und los geht’s. Es ist noch schummerig, aber tapfer stiefeln beide neben mir in Richtung Meer. Man sieht auch schon den hellen Schimmer des Sonnenaufgangs am Horizont.

Wir stellen uns in Position: Beine ein bisschen breit, damit wir nicht umfallen, Arme vorstrecken und wieder anziehen, vorstrecken und anziehen und “Hau – ruck, hau-ruck!” und noch einmal: “Hau – ruck!”. Mehr Kraft und noch einmal: “Hau – ruck!”

Und - blubb, ist die Sonne wirklich ein kleines Stückchen aus dem Meer gesprungen.

Ein kleiner Freudentanz wird gemacht: Wir haben die Sonne aus dem Meer gezogen!
Nun aber schnell nach Hause. Wie gut schmecken die Brötchen und der heiße Nesquik. Wie leuchten die Augen, wie rot sind die Backen!

Wir haben die Sonne aus dem Meer gezogen!

Gerda S.


 



Donnerstag, 30. Mai 2013

38. Almejas (Muscheln)


Almejas ( Mesodesma mactroides ) fanden wir damals am Strand in Villa Gesell immer und zu jeder Zeit. Es gab unglaublich viele.

Nahe am Wasser, im nassen Sand brauchten wir nur auf die kleinen Luftlöcher zu achten und dort etwas nachzugraben, dann hatten wir die „almeja“ schon in der Hand. Oder wir warteten, bis sich eine aufgelaufene flache Welle zurückzog, dann konnten wir sie auch ohne zu graben einsammeln. Dabei musste man aber sehr schnell sein.

Viele Leute zogen  mit Eimern voller Muscheln nach Hause, um dort die leckeren Zungen aus den Schalen zu holen. Der Abfall roch dann oft noch lange und penetrant in den Müllkästen.

Das ersparten wir uns. Wir saßen gemütlich in Badeanzügen am Strand, ganz nah am Wasser, öffneten mit den Fingernägeln die Schalen und sammelten die Zungen in kleineren Behältern. Den Fingernägeln merkte man die Prozedur allerdings sehr bald an und auch wir selber sahen dabei immer ziemlich unappetitlich aus, denn die Muscheln spritzten bei jeder Öffnung einen Strahl nassen Dreck in die Gegend. Aber das brachten wir dann mit einem letzten Bad im Meer wieder in Ordnung.

Und was machten wir mit der Ausbeute?

Unsere Freundin Sigi aß am Strand die Zungen gern direkt aus der Schale, wie Austern. Die meisten von uns mochten das allerdings nicht, aber unsere Rezepte waren vielfältig:. Reis mit reichlich „almejas“ in Knoblauchsoße war sehr beliebt, oder eingelegt in Essig und Öl. Immer schmeckten sie wunderbar.

Doch das war einmal! Schade!

Der wachsende Tourismus, die vielen Fahrzeuge am Strand, das Abtragen von Bausand und sicher auch der übermäßige Muschelfang haben diese Lebewesen jetzt auf 10% der ehemaligen Population schrumpfen lassen.
Heute ist der Muschelfang an der argentinischen Küste verboten.


Auch wir haben wohl unseren kleinen Teil dazu beigetragen!






Mittwoch, 29. Mai 2013

37. Camarones (Krabben)


Wir aßen alle gern „camerones“ (Krabben), frisch aus dem Meer, und in Villa Gesell ganz besonders gern die selbst gefangenen. Aber die gab es nicht immer. 

Doch wenn, besonders nach sehr warmen Tagen, irgendjemand plötzlich viele „camarones“ im Netz hatte, war man sicher, dass Schwärme davon an der Küste vorbeizogen. Dann lohnte es sich, mit einem „mediomundo“, was eigentlich „Halbwelt“ übersetzt heißt, aber mit moralisch verwerflicher Gesellschaft nichts zu tun hat, rasch ans Werk zu gehen. 

Ein „mediomundo“ ist ein großes rundes Netz von etwa einem Meter Durchmesser, womit man eine ganze Menge Krabben auf einmal aus dem hüfthohen Meerwasser fischen konnte. Das war gar nicht so einfach mit dem unhandlichen Gerät bei hohen Wellen. Einer musste dann in der Nähe mit einem Eimer einen sicheren Stand haben und die Krabben entgegennehmen. Wenn der Schwarm groß genug war, konnte man sogar mit dichtmaschigen Einkaufsnetzen Krabben fangen. 

Da der Mensch dazu neigt, von allem nie genug kriegen zu können, hörten wir auch nicht auf, bis der große Eimer voll war, oder auch zwei davon. 

Zu Hause kam dann die nächste Gemeinschaftsarbeit: das Pulen nach dem Abkochen der Krabben. Am besten geschah das draußen, aber dabei durfte ja kein starker Wind wehen. Das ganze dauerte stundenlang, jeder pries dann seine spezielle Methode des Pulens und es ging meist sehr lustig zu. 

Und wenn der Abfall beseitigt und die Teilnehmer alle geduscht waren, kam der wahre Genuss: Das Krabbenessen! 

Fast immer waren es zu viele! Und dem Nachbarn konnte man sie auch nicht anbieten, denn der hatte natürlich auch zu viele.... 

 Rosemarie W.

                                                  ein "mediomundo"



Dienstag, 28. Mai 2013

36. So freundliche Busfahrer - früher


Als mein Mann und ich vor vielen Jahren mit unserm gerade geborenen Töchterchen, nach langer Fahrt im eiskalten Zug, aus Buenos Aires kommend in „Juancho“ ankamen, erwartete der kleine Bus von Don Carlos  schon die Fahrgäste, um sie nach Villa Gesell zu bringen.

Aus dem Schlaf geschreckt, fing unser Baby gleich an zu schreien. Doch im Bus sah und hörte man dann förmlich, wie die Mitreisenden schmunzelnd aufatmeten, nachdem ich unsere Kleine beruhigen konnte.

Sie nahmen es dann auch in Kauf, dass der Busfahrer, in Villa Gesell angekommen, einen kleinen Umweg machte, um uns vor unserer Haustür abzusetzen.

Auch wenn wir in den ersten Jahren mit dem Bus „Antón“ nach Buenos Aires fuhren, konnte man den Fahrer noch bitten, in der Stadt an irgendeiner Straßenecke auf seiner Route zu halten, um aussteigen zu können.

Und als meine Eltern aus Deutschland uns einmal hier besuchten, wurden sie auch freundlicherweise bei uns an der Haustüre abgesetzt.

Doch diese Zeiten sind leider vorbei. Da war Villa Gesell noch überschaubar. Das könnten sich ja auch jetzt die Fahrer der vielen Buslinien nach und von Villa Gesell gar nicht mehr leisten.


Dietlinde  T.

                                                 Der kleine Schreihals von damals:


Busterminal von Villa Gesell heute:

Montag, 27. Mai 2013

35. Babylonische Sprachverwirrung


Als Sohn Joachim 1984 nach drei Jahren Aufenthalt in Australien mit drei kleinen Kindern zurückkam, organisierten wir im gleichen Jahr noch ein Familientreffen in Villa Gesell. Tochter Veronica mit ihrem italienischen Mann und zwei Kindern in etwa gleichem Alter wie die von Joachim, kamen aus Italien angereist.
Unser Sommerhäuschen in Villa Gesell war natürlich zu klein für alle und wir mieteten das Nachbarhaus dazu.

Das Problem war, dass die Kinder von Joachim nur Englisch sprachen. Die Eltern hatten mit Absicht nur Englisch mit ihnen gesprochen und im Kindergarten war das in Sydney sowieso ihre Sprache. Und die Kinder von Veronica sprachen nur Italienisch.
Ich sprach fast nur Deutsch mit meinen Kindern und auf Wunsch auch mit den Enkeln, aber meine Kinder und Schwiegerkinder untereinander unterhielten sich auf Spanisch.

Und die fünf Enkel zusammen? Sie verstanden sich trotzdem prima, irgendwie....
Ich fragte den kleinen Tomas einmal: „Möchtest du Schnitzel?“ „Due“ antwortete der 5-jährige Australianer auf Italienisch, dafür rief ihn der gleichaltrige Italiener Francesco: „Come here!“

Als alle fünf Kinder bei „Tante Puppi“ reiten lernten, meldeten wir ihr gleich, dass drei von ihnen nur Englisch, aber die anderen zwei nur Italienisch verstehen würden.
„Mach nichts, “ sagte die polyglotte Tante Puppi, „ich spreche beide Sprachen!“.

Nur am Strand wunderten sich die Leute, die in unserer Nachbarschaft lagerten. Denn in der offensichtlich familiär zusammengehörigen Gruppe von drei Generationen, die sehr einig und vergnügt war, wurden abwechselnd, aber auch gleichzeitig vier Sprachen gesprochen:
Englisch, Deutsch, Italienisch und sogar Spanisch!

Rosemarie W.



Sonntag, 26. Mai 2013

34. Gemütliche Winterferien in Villa Gesell


 In den 60-ziger Jahren fuhren meine Schwägerin und ich auch immer in den Winterferien nach Villa Gesell. Damals hatte ich einen weißen Jeep, den wir fast jeden Morgen ankurbeln oder alle anschieben mussten. Immer waren viele Kinder dabei, eigene und fremde.

Hinten auf dem Wagen stand stand: „Sich regen bringt Segen“.

Die Kinder amüsierten sich tagsüber wie Bolle. Oft gruben sie ein großes Loch auf der Düne vor dem Haus mit einem Sonnenschirm als Dach und Hockern drin. Wir brachten ihnen dann das Essen dahin.

Oder wir gingen auf den „Don Carlos“, eine große Düne, die nun bebaut ist, und kugelten uns alle hinunter.

Und die zwei Großen ließen manchmal spät abends aus dem oberen Schlafzimmer ein Briefchen hinunter, alles gemalt, denn die zwei kleinen Mädchen, die unten schliefen, konnten noch nicht lesen. Sie sollten sich leise anziehen und mit den beiden Dackeln aus dem Haus schleichen. Unten trafen sie sich alle und gingen im Mondlicht an den Strand, Muscheln sammeln.

Damals konnte man die Kinder noch ohne weiteres gehen lassen, auch spät am Abend.

Und am nächsten Morgen durften wir Mütter fein ausschlafen und gemütlich frühstücken, weil die Kinder lange im Bett blieben.....

Gabriela S.

Samstag, 25. Mai 2013

33. Ziepi aus dem Kachelofen


Wir hatten in unserem Haus in Villa Gesell einen großen Kachelofen, der im Winter eine wohltuende Wärme für das ganze Haus spendete. Im Frühling und Sommer war er natürlich unbenutzt.

Eines Tages raschelte es im Kamin und mein Mann holte ein vollkommen verrustes kleines Vögelchen heraus. Es war ein junger Venteveo oder Bicho-feo, (eine Tyrannenart, die es in Deutschland nicht gibt). Das Vögelchen  hat sich wohl zum Entsetzen der Eltern verirrt, ist in den Schornstein gefallen und fand keinen Ausgang mehr.

Wir machten uns viel Mühe, das Tierchen zu reinigen und ihm das Fressen aus der Hand beizubringen. 
Es gelang, und „Ziepi“, wie wir den Vogel nannten, nahm mich dann als „Mama“ an. Fliegen konnte er noch nicht. Ich nahm ihn jedes Mal mit in den Garten und die empörten Eltern waren immer um uns herum.

Nach einer Woche setzte ich ihn in den Fliederstrauch und beobachtete von drinnen, wie sich die Eltern daneben hockten. Nach langem Gepiepse flogen sie mit ihm dann in den nächsten großen Baum.


„Ziepi“  kam noch ab und zu wieder zu uns in den Garten, blieb aber bei den Eltern... 

Ruth P.



Freitag, 24. Mai 2013

32. Frosch in der Tülle



Wenn man bei uns hier in Villa Gesell die Tür zum Garten offen lässt, und das ist ja sehr oft der Fall, kommt auch schon mal ungebetener Besuch hinein.
So war es auch bei mir. Doch ich habe ihn gesehen, den dicken Frosch! Ehe er aber unter ein Möbel hüpfen konnte, holte ich mir ein Tuch und ergriff ihn damit.

Hinaus mit dir! Im Garten kannst du nach Insekten schnappen!

Am Abend wollte ich den Blümchen draußen Wasser geben, nahm die halbvolle Gießkanne, aber kein Tropfen Wasser kam heraus! Na, so was!
Ich guckte in die Kanne, da guckte mich mein Frosch aus der Tülle an, mit ganz frechen großen Augen!
Ich bin sicher, dass er mir sogar die Zunge rausgestreckt hat, als ich mich umdrehte......

Der Frosch war übrigens gar kein Frosch, sondern eine Kröte!

Leider hatte ich keine Kamera zur Hand, aber meine Freundin Gerda hat es lebensecht nachgezeichnet!

Rosemarie W. und Gerda S.





Donnerstag, 23. Mai 2013

31. Ein fremder Koffer




Das waren noch Zeiten! Obwohl wir hier in Villa Gesell damals nur einen, aber sehr guten Arzt hatten, musste man z. B. zum Zahnarzt oder Frauenarzt die 400 km nach Buenos Aires fahren.

Offensichtlich schwanger, fand ich es nach 3 Monaten angebracht, einen Frauenarzt in Buenos Aires aufzusuchen und machte mich auf den Weg.
Auf der Bahnstation Juancho lernte ich eine deutschsprechende Frau kennen, die sich und ihren Kindern die Wartezeit auf den Zug damit vertrieb, die Kinder auf dem Gepäckkarren hin und her zu fahren. Da es mit meinen spanischen Sprachkenntnissen schlecht bestellt war, stand mir die Gute dann beim Kauf der Fahrkarte zur Seite und auf der langen Bahnfahrt haben wir uns nett unterhalten.

 Betty K., die später eine gute Freundin wurde, und ihre Kinder wurden bei der Ankunft in Buenos Aires an der Bahnstation Constitucion von ihrem Mann abgeholt, der sich  erbot, mich bis zur Wohnung meiner Schwägerin nach Belgrano zu bringen. Es war schon dunkel und regnete etwas, als ich mich von meiner neuen Bekanntschaft verabschiedete und aus dem Wagen stieg. Bettys Mann stieg auch aus und reichte mir einen Koffer aus dem Kofferraum! Aber wieso das? Ich war doch nur mit einer Tasche gereist!

Es stellte sich heraus, dass Bettys Mann im Eifer des Gefechts beim Aussteigen aus dem Zug, als die Gepäckstücke auch durch die Fenster gereicht worden sind,

 einen Koffer irrtümlich als den meinen angesehen und mitgenommen hatte.
  
Es blieb meinen lieben Helfern nichts anderes übrig, als wieder zurück nach Constitución zu fahren, wo der unglückliche Eigentümer des Koffers das gute Stück vergeblich gesucht hatte.
Am nächsten Tag konnte er ihn dann unbeschadet wieder zurückerhalten.

Dietlinde T.


Mittwoch, 22. Mai 2013

30. Hau den Lukas!


Das passierte gleich am Anfang unserer ersten Ferien in Villa Gesell:

Wir kamen am Nachmittag mit dem Wagen an. Das große Grundstück unseres gemieteten Sommerhäuschens war nur mit einem dürftigen Draht eingezäunt, hatte aber eine bequeme Einfahrt.
Horst, mein Mann, stellte den Wagen dann etwas abseits unter einen schattigen Baum, rechnete aber nicht damit, dass nur in der Einfahrt ein fester Untergrund war.
Als wir abends losfahren wollten, um irgendwo etwas zu essen, saß das Auto fest im Sand. Was tun?
Einzige Lösung: Alle Mann schieben bis zur Straße. Das ging, aber dafür mussten wir zuerst ein Stück Drahtzaun wegnehmen, mit dem Pfahl natürlich, an dem der Draht befestigt war.
Wunderbar! Der Wagen stand danach auf festem Untergrund, und der Pfahl musste wieder eingesetzt werden. Ich hielt ihn fest, mein Mann nahm einen großen Knüppel und.....als Linkshänder, und auch sonst handwerklich nicht sonderlich geschickt, traf er zuerst zwar den Pfahl, aber dann auch meinen  Unterarm!

Ende vom Lied: Beule am Arm, Horst zerknirscht, Tochter Veronica musste mir im Esslokal das Fleisch klein schneiden......

Rosemarie W.

Am nächsten Tag haben wir die "Untat" nachgestellt und zum Andenken fotografiert.


Dienstag, 21. Mai 2013

29. Zu viert 1958 nach Villa Gesell




Es war im Spätsommer des Jahres 1958 als wir, Robert und Erich, Edith und ich beschlossen, mit Roberts DKW zu viert nach Villa Gesell zu fahren. Eine Aufnahme unten zeigt die heutige “Ruta 2” (Buenos Aires – Mar del Plata), wie sie damals aussah!
Wir wohnten im Hotel “Gaviota” bei Frau Helm. Ein Zimmer für die Jungs und eins für uns Mädchen, wie es sich für die damalige Zeit gehörte !
Bei schönem Wetter waren wir natürlich jeden Tag am Strand, der fast immer menschleer war. Meine Freunde haben sich einmal den Jux gemacht, mich im Sand einzugraben, so dass nur noch mein Kopf herausschaute.
Nach dem Mittagessen haben wir oft im Wäldchen, (dort, wo heutzutage die Campings sind), eine Siesta gemacht und anschließend eine Partie Pingpong gespielt. Ja, und abends sind wir dann öfters zum Tanzen zu “Pipach” oder zur “Redonda” gegangen, dort tanzte die Jugend von Villa Gesell nach Akkordeonmusik.
Beide Paare haben noch im gleichen Jahr 1958 geheiratet und vor einigen Jahren ihre Goldene Hochzeit gefeiert.
Karin E.


Montag, 20. Mai 2013

28. "Land unter" - 2



Es gibt noch eine ganze Menge solcher Geschichten von Reisen hier auf überschwemmten Wegen und das war auch immer ein Hauptthema bei den ersten Touristen in Villa Gesell.

Als mich Don Carlos und Doña Emilia einmal im Auto nach Buenos Aires mitnahmen, kamen wir auch einmal wieder an so eine total überschwemmte Stelle auf der Straße und ein Ausweichen war nicht möglich. Hinter der Lagune, die sich dort gebildet hatte, standen schon hilfsbereite Landarbeiter mit ihren Pferden. Aber Don Carlos wollte sich erst vergewissern, ob er sie nötig hätte, zog Schuh und Strümpfe aus, krempelte die Hosenbeine hoch und watete, die Tiefe und den Untergrund prüfend, ein Stück durch das Wasser. Der Erfolg war, dass uns dann doch die Leute mit Hilfe der Pferde durchs Wasser ziehen mussten.

Später wurde die Verbindung mit der Bahn, zu der ja Don Carlos die Passagiere immer mit einem kleinen Bus zur Station Juancho hin und her transportieren ließ, durch das Transportunternehmen „Antón“ abgelöst. Aber so einfach war das auch nicht, wenn es geregnet hatte! Dann war es nämlich ratsam, am Abend vorher beim „Antón“ nachzufragen, ob der Bus auch fährt! Und wenn es  in der Nacht stark geregnet hatte, konnte man fast sicher sein, dass er nicht fuhr.

Noch später hatten wir schon selbst ein Auto, einen schönen Ford Falcon Rural, aber feste Straßen gab es immer noch nicht. In der Zeit arbeitete mein Mann viel mit dem Konstrukteur Angel Percassi zusammen und kannte dessen nicht zu bremsenden Elan bei schwierigen Unternehmungen.
Da wollten wir, mein Mann und die ganze Familie, (4 Kinder), nach Mar del Plata fahren. In der Zeit musste man am jetzigen Flughafen vorbei, 14 km zur damaligen Ruta 11, die von Buenos Aires nach Mar del Plata führte.
Als uns aber auf der Fahrt dahin eine Lagune den Weg versperrte, stutzte mein Mann erst, aber weder links noch rechts bot sich eine Umgehungsspur. Dann, mit dem von uns so manches Mal wiederholten Ausspruch: „Wir sind Percassi!“, gab er Gas, aber wir blieben doch mit gurgelndem Auspuffrohr im Wasser stecken.
Es war noch dunkel und neblig am Morgen, und ich erinnere mich, wie wir lange Zeit die Lichter der Fahrzeuge in der Ferne verfolgten, die aber alle nicht in unsere Richtung kamen. Doch endlich hatten wir Glück, und der Fahrer eines größeren Wagens mit kräftigem Motor, half uns aus unserer Notlage.

Dietlinde T.


Sonntag, 19. Mai 2013

27. "Land unter" - 1



Die Reise von Buenos Aires nach Villa Gesell war in den ersten Jahren immer ein Abenteuer, besonders das letzte Stück, egal ob man mit dem Zug oder mit dem Auto fuhr.
Entweder war es ein staubiger, sandiger Weg oder aber bei Regen unglaublich matschig. Und bei oder nach längeren Regenfällen war oft sogar ringsum „Land unter“. Dann war guter Rat teuer.
Genauso war es, als ich das erste Mal nach Villa Gesell reiste. Im Jahre 1959 kamen mein Mann und ich mit dem Zug in „Juancho“ an. Das war die nächste Station von Villa Gesell. Unterwegs sah ich Wasser und noch mehr Wasser, alles überschwemmt.
Wir selbst wurden abgeholt und das ging auf matschigem Weg noch einigermaßen gut.
Aber was war mit meinem Gepäck?
In Villa Gesell warteten wir dann darauf, dass „Coppola“, der damals für Don Carlos den ganzen Transport übernahm, auch meine fünf großen Überseekisten bringen sollte. Aber der Lastwagenfahrer wagte wegen der aufgeweichten Straße nicht die Fahrt von „Madariaga“, dem nächsten größeren Ort, nach Villa Gesell.
Es dauerte noch lange und meine Ungeduld wurde nicht gerade gezähmt, als mein Mann in seiner ruhigen Art ganz treu sagte:  „Vielleicht schwimmt deine Nähmaschine schon irgendwo am Straßenrand im Wasser............?“          
Doch Ende gut alles gut. Ich konnte mich einrichten.

Dietlinde T.


Samstag, 18. Mai 2013

26. Baumdusche


Baumdusche

Unser allererster Sommerurlaub in Villa Gesell ist schon viele Jahrzehnte her. Wir hatten ein günstiges Häuschen im südlichen Zentrum nahe am Meer gemietet, ohne es vorher gesehen zu haben. Das war dann zuerst doch ein kleiner Schock: Ein einziger Raum mit Tisch, 4 Stühlen und vier Betten, dazu eine Küche, in die es hineinregnete und ein Bad, das so klein war, dass man nur duschen konnte, wenn man sich aufs Klo setzte.
Schön war das große Grundstück, mit Bäumen bewachsen und sehr viel wildem Gebüsch, dazu noch ein großer feststehender Tisch mit Holzbänken. Auch noch ein winziges Abstellhäuschen gehörte dazu, sogar mit einem Bett. Wir nannten es „das Kabuff“. Dort schlief unser Freund Heino, der stets mit uns zusammen Ferien machte und sich um den täglichen „Asado“ kümmerte. Er grillte Fleisch oder auch Fische, die wir damals noch in großen Mengen direkt aus dem Meer angeln konnten.
Er war auch sonst sehr erfinderisch. Die Dusche ersetzte er durch eine „dama juana“, eine 5-Liter-Weinflasche, die er, leer getrunken, mit Wasser gefüllt im Geäst eines Baumes schon am Vormittag in der Sonne befestigte. Später kippte er die Flasche leicht und duschte darunter. Das ging so gut, dass wir es schließlich alle nachahmten, statt täglich vor dem primitiven Bad Schlange zu stehen. Dazu mussten allerdings einige „dama juanas“ leer getrunken werden.........
Es wurde dann übrigens ein herrlicher Sommerurlaub!

Rosemarie W.


In Ermangelung eines Fotos hier der Versuch  einer Nachstellung.



Freitag, 17. Mai 2013

25. My dear!



Was unternahm ich früher an den Wochenenden in Villa Gesell?
Einkaufen gingen wir im“ Almacen des ramos generales „ (Laden für alles) von Jonny und seiner Frau, die jeden Kunden mit „My dear!“ ansprach und mit ihrem perfekten Outfit, stets gut geschminkt und frisiert, sowie immer mit einer Tüllschleife im Haar, so tat, als verkaufe sie in einer Nobelboutique in Buenos Aires oder London.
Für uns Jugendliche war der Inbegriff der großen Welt, am Abend in der alten „Girafa roja“ (Rote Giraffe) einen Whisky zu trinken und anschließend im „Pipach“ zu tanzen.
Ungefähr da, wo heute „Pueblo limite“ ist, am Nordende von Villa Gesell, eröffnete später ein Tanzlokal, Diskotheken gab es ja noch nicht, mit einem zweifelhaften Ruf, die „Mosca verde“ (Grüne Fliege). Ob das wirklich dort so verderblich zuging, kann ich gar nicht sagen. Wir trauten uns auf jeden Fall nicht hinein.

Wenn ich heute nach Villa Gesell komme, seit beinahe 50 Jahren lebe ich in Deutschland, hat der Ort mit meinen Jugenderinnerungen von Natur, Ruhe, Beschaulichkeit, Überschaubarkeit nur noch wenig gemein. Trotzdem muss ich immer wieder hin, in meine „Zona Norte“  (Nord-Zone), die noch ein bisschen vom alten Villa Gesell bewahrt hat.

Olga S.


Donnerstag, 16. Mai 2013

24. Kleine Möwe flieg.....

Wir fanden eines Tages eine Möwe am Strand, vollkommen verschmiert mit Öl. Es war nicht einfach, sie einzufangen. Als wir nach Hause kamen, wurde das Tier von meinem Schwiegersohn untersucht, er ist Tierarzt. Nicht nur das alte Öl hatte sie krank gemacht, sondern sie war voll mit Würmern und auch Bakterien. Wir fabrizierten ein kleines Wasserbecken, reinigten das Gefieder und machten mit ihr eine Wurmkur. Der Vogel hatte wohl gemerkt, dass man ihm helfen wollte und wurde allmählich ganz zahm. Wir nannten ihn „Albi“ von Albatros. Das Füttern machte Schwierigkeiten, denn die Möwen fressen ja nur schwimmende Fische. Jeden Morgen wurden „cornalitos“ kleine Fischchen, die man zum Angeln gebraucht, aus dem Fischgeschäft geholt. Nach 3 Wochen kam mein Schwiegersohn wieder, untersuchte das Tier und meinte, der Vogel sei gesund er müsste nun zurück ins Meer. Wir packten den Vogel in ein Tuch ein und alle Nachbarn begleiteten uns an den Strand. Dort wurde er sehr unruhig. Meine Tochter Ane machte das Tuch auf und mit beiden Händen warf sie ihn in die Luft. Er stieg kreischend auf, kam aber zurück und drehte einige Runden über unsere Köpfe, immer kreischend, als wenn er uns „danke“ zurufen wollte. Kein Auge blieb trocken vor Rührung und unser Albi flog aufs Meer hinaus.....
 Ruth P.
 

Mittwoch, 15. Mai 2013

23. Flackernd steigt die Feuersäule....



Wer erinnert sich nicht an das hübsche Friesenhäuschen „Is Lund“ hier in Villa Gesell von Inge W.?
In der Geschichte 5 hier im Blog „Am Kreuzweg-1“ steht unsere Freundin Inge vor der Frage, ob sie sich vielleicht doch ganz hier niederlassen sollte?
Sie entscheidet sich nicht dafür.
War es gut?

Einige Zeit später, 2008, Ende März, kurz nach Ostern, bekommt Gerda S., die wie ich auch hier wohnt, einen aufgeregten Anruf aus Buenos Aires. Das Friesenhäuschen sei in der Nacht ausgebrannt. Sie möchte sich das doch bitte einmal ansehen.

Da gehen wir dann zusammen zu der Brandstelle und trauen unseren Augen nicht.! 
Schiller fällt uns ein: „Leergebrannt ist die Stätte!....“

Die Feuerwehr war zwar schnell zur Stelle gewesen, aber was das Feuer nicht zerstört hat, hat das Wasser geschafft. Es blieb nur sehr wenig übrig von dem denkwürdigen kleinen Friesenhaus.

Was war die Ursache? Es ist bis heute nicht geklärt. Das Strohdach jedenfalls hat es dem Feuer leicht gemacht....

Gerda S. Rosemarie W.



Dienstag, 14. Mai 2013

22. Meine Wochenenden mit Antón




Mitte der 60er Jahre fuhr ich jedes Wochenende allein oder mit Freunden nach Villa Gesell, weil sich meine Eltern damals dauerhaft dort niedergelassen hatten.
Wie kam man in diesen kleinen Ort, weit hinter den Dünen am Meer?
„Con el Antón“ (Mit dem Antón!) Das war die damals einzige Busverbindung.
Am Freitag, nach dem Dienst, traf ich ihn im Zentrum von Buenos Aires und wir machten uns gemeinsam auf die Fahrt. Diese dauerte ca. 7-8 Stunden, immer abhängig von den Straßenverhältnissen.
Ich verließ mich ganz auf ihn und schlief ruhig an seine Wand gelehnt die langen Stunden.. Zwischendurch gab es irgendwann mal eine „Pipi-Pause“ und ganz wenig Zeit für einen heißen „Café con leche y Medialunas“ (Milchkaffee und Hörnchen).
Die erste Haltestelle in Villa Gesell war die „Entrada del Pinar“, (der Eingang zum Wäldchen). Wo heute das Geschäft „Giudice“ ist, dort fing der Ort an.
Um seine Ankunft anzuzeigen, machte Anton erst einmal richtig Lärm, d.h. er hupte laut, damit auch alle wussten, dass er angekommen war.
Diese Tour wiederholte sich am Sonntagabend, wenn wir die Villa in umgekehrter Richtung verließen.
Und ganz besonders ist mir in Erinnerung geblieben, dass der Ort am Ende des Winters ein gelbes Blütenmeer war. Überall leuchteten die Blüten der „acacias y aromos“ (Akazien und Mimosen) und verströmten einen feinen Duft.....

Olga S.

"Don Carlos Gesell hizo la Villa, Antón la transportó”

Don Carlos Gesell gründete den Ort, Antón hat ihn transportiert



Montag, 13. Mai 2013

21. Die Noctilucas



Wir sitzen noch eine Weile vor dem Asadofeuer (Grillfeuer). Es wird langsam Nacht. Keiner mag aufstehen, denn es ist ein wunderbarer Abend, stockdunkel und kein Mond zu sehen, dafür leuchten die Sterne umso heller. Ab und zu huscht eine Fledermaus über unsere Köpfe. Unser Nachbar sagt: „Machen wir doch noch eine kleine Spazierfahrt!“
Begeistert krabbeln wir in seinen Jeep und fahren ans Meer und dann in Richtung Norden nach Cariló. Wir steigen aus und plätschern mit den Füßen durch das klare Wasser. Weit weg sind die Lichter und der ganze Touristenrummel von Villa Gesell. Und dann entdecke ich hinten im Meer den Meeresschaum. Immer wieder leuchtet er in langen Streifen auf, bewegt sich scheinbar mit den Wellen auf und nieder. Eigenartig, hier zu unseren Füßen ist das Wasser ruhig und klar und hinten, fast am Horizont der sehr helle Schaum! Mein Nachbar lächelt: „Das ist kein Meeresschaum, das sind die Noctilucas!“
Noctilucas? Was ist das? Nocti - von Nacht,  lucas - von Licht. Jetzt muss ich schmunzeln und denke an Horrorfilme.
Bevor ich ins Bett gehe, gucke ich noch schnell im “Google” nach. Was steht da?

Noctiluca scintillans, Synonym Noctiluca miliaris, Meeresleuchttierchen genannt, ist ein freilebender, nicht parasitierender mariner Dinoflagellat, der zur Biolumineszenz  fähig ist.

Gerda S.

Eine „Noctiluca“










Sonntag, 12. Mai 2013

20. Unser Sommerhaus




Meine Eltern kannten Herrn Gesell noch persönlich, der damals versucht hatte, meinen Vater zum Kauf eines Grundstückes im „Gateado“ zu überreden. Dieser Bezirk lag in der Zeit noch am Ende des Dorfes im Süden. Mein Vater stimmte nicht zu, weil man noch nicht wusste, wohin sich Villa Gesell entwickeln würde. Am Ende hat er es doch richtig gemacht und ein paar Jahre später in der anderen Richtung, in der schöneren Nordzone ein Grundstück gekauft. Doch es vergingen noch einige Jahre, bis er dort baute. Die Überschwemmungen in der Provinz Entre Rios, wo meine Eltern auf dem Camp lebten, zwangen ihn zu einem Ausweg, und so entstand unser Sommerhäuschen in Villa Gesell. Später zogen meine Eltern ganz dorthin, und wir, in Buenos Aires lebend, verbrachten dann jedes Jahr mit unserer Tochter die drei Sommermonate in unserem geliebten Villa Gesell. Ein Pferd und ein Schäferhund gehörten mit zur Familie, und Weihnachten schien uns trotz der Jahreszeit dort immer ein bisschen näher an unserer alten Heimat...Deutschland!

Es leben nicht mehr viele von den ersten Ansiedlern in Villa Gesell. Heute ist es eine richtige Stadt geworden.

Ruth P.


Samstag, 11. Mai 2013

19. Ein Elefant in unserem Garten


Es war vor vielen Jahren an einem heißen Tag im Januar, als ich von einer kleinen Explosion in unserem Heißwasserboiler erschreckt wurde.
Ich lief ums Haus, um es meinem Mann zu melden, aber der war bei den Bienen beschäftigt. Da rief er mir auch schon zu: "Guck mal, was da kommt!"
Es war ein Elefant! Ein richtiger Elefant!
Ich fürchtete, dass dieser die Bienenkästen umwerfen könnte, auf die er durch das leere Nachbargrundstück direkt zugelaufen kam, und rief voller Angst:
 "Die Bienen, die Bienen!"
Wir stürzten schnell ins Haus und sahen, wie sich der Elefant, zum Glück schön den Bienenkästen ausweichend, den Weg zum anderen Nachbargrundstück suchte.
Nun kam aber auch schon schwitzend und mit einem langen Haken herumfuchtelnd, ein Inder dem Elefanten hinterher. Der Mann nahm aber den anderen Weg an unserem Haus vorbei, wobei er meiner Tochter, die nach ihrer schreienden Mutter sehen wollte, in den Weg lief. Als sie den fremden Mann erblickte, der nur rief: "Geh aus dem Weg, Mädchen", wusste sie überhaupt nicht mehr, was los war.
Der Elefant war aus einer Reihe von Zirkuselefanten, die auf der Straße für den Wanderzirkus Reklame machten, aufgeschreckt worden und geflüchtet.
Das arme Tier stolperte noch weiter von  lärmenden Kindern verfolgt durch Gärten, stachelige Hecken und Zäune, riss einen Autounterstand mit sich, brach in eine Sickergrube ein, zertrümmerte unseren Wachsschmelzer, zerrte Tomaten von den Pflanzen und Wäsche von der Leine und  dergleichen mehr, bis er endlich wieder eingefangen werden konnte.
Natürlich hat unsere Familie den Ausreißer dann im Zirkus besucht.

Dietlinde T.

Freitag, 10. Mai 2013

18. ..... und der Morgen, das ist meine Freude!



Mein Haus liegt auf einer Düne. Es ist klein, aber hat einen schönen Garten und viele Vögelchen. Morgens früh, wenn ich aufstehe, gehe ich zuerst in den Garten, laufe meinen kleinen Berg runter und wieder rauf. Es duftet nach Tannen, Erde, Blumen und Sand. Es ist nur ein kurzer Moment, wie ein Rausch, dann ist der Duft vorbei.

Eines Morgens finde ich einen kleinen Kolibri zwischen den Blumen. Ich nehme ihn in die Hand und streichele leicht über die zarten grünen Federn. Sein Schnabel ist seitlich eingerollt, die Füßchen liegen am Körper, die Augen sind geschlossen. Langsam gehe ich zum Haus, das Vögelchen auf der Hand. Ich streichele wieder leicht über das kleine Körperchen, da merke ich, etwas bewegt sich. 

Ich lasse vorsichtig ein kleines Tröpfchen Wasser auf seinen Schnabel tropfen und bemerke, er trinkt! Langsam gebe ich ihm mehr. Mische ein bisschen Wasser mit ganz wenig Zucker und der kleine Kolibri trinkt. Ich warte ein Weilchen und lasse dann wieder ganz wenig Zuckerwasser über meinen Finger auf seinen Schnabel laufen. Tröpfchen für Tröpfchen nimmt er das Wasser auf. 

Dann macht er die Augen auf, schüttelt sich, spannt die Flügel und und und schwupp - weg ist er! - 

Gerda S.


Donnerstag, 9. Mai 2013

17. Der tote Wal (Bei dem letzten Beitrag fehlt die Nummer 16.)



In den 60-ziger Jahren kamen wir natürlich auch in den Winterferien nach Villa Gesell.
Die Kinder amüsierten sich fast den ganzen Tag in den Dünen. Auch wir „Erwachsenen“ kugelten uns oft die Sanddünen hinunter. Die größte davon hieß „Don Carlos“ und ist jetzt längst bebaut.

An den langen Winterabenden wurde gebastelt: Puppen, Makramee, oder wir versuchten es mit Kupfer, Emaille, Gips oder Keramik. Natürlich wurde auch in Holz geschnitzt.

Und bei Gelegenheit fiel uns ein, dass im Sommer ein toter Wal angeschwemmt worden war, den man mit einem Traktor in die Dünen geschleppt hatte. Wir meinten, er müsse inzwischen ja verfault sein und die Knochen und Wirbel könnten interessant zum Schnitzen sein.

Also machten wir uns mit unseren Hunden auf den Weg. Wir fanden den Wal auch und luden unseren Sack voll mit noch recht stinkigen Knochen. Als wir keuchend unter der Last den Sack hinter uns herschleppten, merkten wir, dass uns ein Mann folgte, der immer näher kam. Es war der alte Don Carlos Gesell! Und als er uns erreichte, verlangte er ärgerlich, den Sack zu öffnen und zu zeigen, was wir darin hatten. Er nahm an, wir hätten vielleicht seine Bäumchen aus der Pflanzung geklaut. Aber als er unseren „Raub“ sah, roch und unsere Erklärung hörte, ließ er uns laufen.

Zu Hause angekommen machten wir draußen ein Feuerchen und kochten die Knochen ab, Es stank so infernalisch,  dass wir sogar die Hunde vertrieben.

Leider war der ganze Aufwand umsonst, denn die Knochen waren viel zu porös zum Schnitzen. Ich habe als Erinnerung nur noch einen einzigen Wirbel als Kerzenständer.

Gabriele S.



Mittwoch, 8. Mai 2013

16. Don Carlos Jeep - 3




Mein Mann arbeitete 40 Jahre lang mit dem treuen Jeep, der immer noch gut funktioniert.

Jetzt ist der  gute alte Willys in Carlos Keen, bei Lujan, wo unser Sohn auf dem Kamp lebt. Dort wird er vor allem auf den vom Regen aufgeweichten Straßen nützlich  sein, besonders wenn die Kinder zur Schule gebracht werden müssen. 
Das ist doch noch eine schöne Aufgabe für den alten Wagen! 

Sollte er dann einmal nicht mehr zu gebrauchen sein, wird er als ehrwürdiges Museumsstück nach Villa Gesell zurückkehren!

Dietlinde T.


Dienstag, 7. Mai 2013

15. Don Carlos Jeep - 2



 Don Carlos Jeep, der „Willys“, wurde später von Herrn Funhoff erworben. Dieser war der Landvermesser, der unseren Straßen hier nach Anleitung von Don Carlos ihre besondere Form gegeben hat. Von ihm kaufte 1961 mein Mann, Don Carlos Halbbruder, das hier so bekannte Fahrzeug. So leistete der Jeep weiterhin gute Dienste und begleitete meinen Mann überall hin.

Der gute Willys war aber nicht nur Transportmittel, sondern auch Werkbank mit dem darauf angebrachten Schraubstock. Auch wurden Bienenkästen damit befördert.

Als mein Mann einmal von Cariló kommend den Strand entlang fuhr, ging ihm das Benzin aus. Vom Benzinholen zu Fuß zurückkommend, saßen da auf zwei Dünen je ein „Carancho“, (Aasgeier), wohl darauf wartend, dass dieses Ungetüm endlich tot umfällt.

Nach einem Unfall, bei dem sich der Jeep überschlagen hatte und bei laufendem Motor wieder auf seine vier Räder zu stehen gekommen war, mussten ein paar Reparaturen vorgenommen werden. Danach wurde er gelb angestrichen, und so war er lange Zeit noch vielen Leuten hier bekannt..

D. Tomys