Sonntag, 30. Juni 2013

65. Eine drastische Belehrung


Da wir in Villa Gesell ein Hotel hatten, stammen die meisten Geschichten aus dieser Zeit. Natürlich gab es lustige, traurige und auch Geschichten, die mich in Rage brachten, denn wenn man etwa drei Monate rund um die Uhr, Gäste im Haus hat, da gibt es viele verschiedene Erlebnisse. 

So erinnere ich mich auch an eine Familie, die uns gar nicht gefiel. Meine Mutter, die in dieser Saison gerade aus Deutschland, aus dem Rheinland bei uns zu Besuch war, bezeichnete sie als "enn widderliches Pack". Sie hatte durchaus Recht, obwohl meine Mutter fast kein Spanisch sprach, aber Gesten, Blicke usw. sagen oft mehr als Worte. 

Meine Tochter Alexandra kam eines Tages angerannt, sie war in Tränen aufgelöst, vor lauter Erregung "babbelte" sie Unverständliches, ich hörte nur:
"el nene, el sapo.." (der Junge, die Kröte..). 
Ich natürlich hinter ihr her, da sah ich den Grund ihrer Aufregung: Der Sohn der besagten Familie, etwa 12 Jahre alt, hämmerte mit einem Stock auf eine Kröte ein. 
Auf meine Frage, warum er das täte, antwortete er mir: " Voy a matar el sapo! (Ich will die Kröte töten!)". 
Ich fragte ihn dann, warum? Und er antworte: " Sehen Sie nicht, wie hässlich sie ist?” 
Ich wandte mich an meine Tochter und bat sie, sie solle mir aus der Küche das größte Messer bringen. 
Meine Tochter riss die Augen auf, sie war sehr erschrocken und fragte mich dann: " Mamí, warum?" 
Meine Antwort: "Ich werde den Jungen auch umbringen! Siehst du nicht wie hässlich er ist?" 
Dabei hatte ich nicht bemerkt, dass die Mutter des Jungen in der Nähe war. Natürlich hat die mich dann " zur Sau gemacht "!

Aber ich habe mich verteidigt, ihr gesagt, gestern hätte sie sich beschwert wegen der vielen Mücken, sie solle ihren Kindern beibringen, dass die Kröten eine Unmenge von Insekten vertilgen! Zudem, befänden sie sich alle auf meinem Eigentum, und was darauf ist, gehört mir, auch die Kröten! 

Meine Frage an alle, welche diese Geschichte lesen, ist folgende: Hatte ich Recht oder nicht?

Margot O.



Samstag, 29. Juni 2013

64. Auf eigenem Sand


(Siehe Beiträge Nr. 49, 58 und 61)

Im nächsten Jahr war unsere kleine Heidi schon da.
Aber Sommerferien mit einem Baby im Hotel sind kein Vergnügen. Am Strand weinte Heidi ständig. Ich sehe noch heute, wie der Opa besorgt mit ihr hin und her ging, bis sie einschlief, und ins selbst gebaute Sonnenzelt legte. Nachts durch die Aufregungen des Tages weinte sie auch und ich trug sie im Esszimmer des Hotels herum, um nicht die anderen Gäste zu stören.

Nach diesen Erfahrungen hatte Fritz beschlossen: Wir kaufen ein Grundstück... 
Und wir kauften ein Grundstück, gleich neben der höchsten Düne.
Don Carlos wollte die Straße bis zu unserem Haufen Sand verlängern. 

In den ersten Novembertagen fuhren wir auf Inspektionsreise. Wir wollten unsere Errungenschaft besichtigen. Heidi und Inge meine dreijährige Nichte waren mit von der Partie. Diesmal haben wir in “La choza” gewohnt, einem kleinen Häuschen, sehr prekär, welches Herrn Stark gehörte, dem Vermittler der kommerziellen Verhandlungen. Dieses Häuslein hat auch seine Geschichte, die erzähle ich später.

Als wir ankamen, konnten wir feststellen, dass Don Carlos Gesell Wort gehalten hatte und wir konnten mit dem Auto bis an unsere Parzelle kommen. 

Wir machten unser erstes Picknick auf eigener Erde, besser gesagt “auf eigenem Sand”. Wir pflanzten Bäumchen und Büsche. Es war sehr schön und wir haben Besitz ergriffen. 
Das ist über 60 Jahre her........

Inge W.
                                                                                 

Der eigene Sand
Heidi heute

Freitag, 28. Juni 2013

63. "La Casa de Heidi" (Heidis Haus)

                                                                             

                                                        Das ist meine Freundin Martha.

Sie kam in den siebziger Jahren als Direktorin zu uns in den Kindergarten der Pestalozzischule in Buenos Aires. Sie brachte aus Deutschland viele schöne Ideen mit. Wir lehrten unsere Kinder Deutsch, nach einem neu herausgekommenen Lehrbuch „Deutsch als Fremdsprache für Kindergärten“. Handpuppen und kleine selbst gebastelte Instrumente, damit die Kinder die Lieder begleiten konnten, waren unsere Hilfsmittel. Eine ganz große Freude war immer unser Jahresabschlussfest. Wir suchten uns ein Thema, zum Beispiel „Die Zeitmaschine“ oder „Der Zirkus“ und jede Gruppe machte danach ihre Aufführung. Wir nannten sie unsere Jahresabschlussoper.
Martha ging nicht nach Deutschland zurück und als sie in das Rentenalter kam, baute sie in Villa Gesell ein kleines Häuschen, eröffnete ein Geschäft mit vielen, vielen kunstgewerblichen Sachen. Es waren zu 80% Geschenkartikel aus eigener Fabrikation. Sie hatte bemalte Ostereier und Weihnachtsmänner, Einkaufstaschen, Fensterbilder,  Mobiles, die schönsten Marmeladen, deren Früchte sie im eigenen Garten erntete, Plätzchen, Topflappen, Puppen, Weihnachtsstollen, Liköre, eingelegte Gurken, ja und sogar Sauerkraut. Man kann gar nicht aufzählen, was man bei ihr alles bekommen konnte. Es war allein ein Vergnügen, sich all diese netten Sachen anzusehen.
























Das Geschäft ist nicht mehr da. Martha hat uns vor einem Jahr für immer verlassen. Sie wird bei uns stets in lieber Erinnerung bleiben!

Gerda S.

Donnerstag, 27. Juni 2013

62. Villa Gesell und Eden

(siehe Beitrag Nr.59)

Seitdem ich nun hier wohne, hat sich sehr, sehr viel in Villa Gesell verändert. Wir erleben Vor- und Nachteile.

Trotz allem gefiel mir das frühere Villa Gesell besser, zumal es mich oft an Eden, 
meinen Heimatort, erinnerte.
Eden bei Oranienburg ist eine alte genossenschaftliche Obstbausiedlung bei Berlin, wo auch zeitweise Silvio Gesell, der Vater von Don Carlos, lebte und 1930 dort starb.
In Eden lernte Don Carlos Gesell auch seine erste Frau Martha kennen. 

Durch die Ähnlichkeit beider Orte in Bezug auf die sandigen Böden und Wege, (Mark Brandenburg), die lockere Bebauung, die Gärten, sowie die Naturverbundenheit der Einwohner und wo noch praktisch jeder jeden kannte, fiel mir die Eingewöhnung hier verhältnismäßig leicht.

Diese Verbindung mit Eden setzte sich auch in persönlichen Beziehungen fort.
Das Ehepaar Bodesheim war bei den allerersten Anfängen von Villa Gesell dabei und deren Tochter Veronika wurde 1932 in Mar del Plata geboren. Sie lebten in Villa Gesell ganz einsam und Veronika hat ihr erstes Lebensjahr hier im Dünensand verbracht.
Dann siedelte diese Familie nach Eden über und ich war dort mit Veronika befreundet. 
Später besuchte Veronika uns hier mit ihrem Mann, um Villa Gesell wiederzusehen.
Und kürzlich kam sogar Veronikas Sohn mit Familie zu uns zu Besuch.

Eine weitere interessante Verbindung mit Eden liegt gar nicht so weit zurück. Der Vetter meiner Freundin Ilse hat im Jahre 2009 mit seiner Partnerin Claudia eine mehr als zweijährige Weltumseglung mit ihrem Segelboot „Eden“ unternommen. Die beiden hatten sich als südlichstes Ziel Villa Gesell gesetzt, um uns hier zu besuchen.
Das war ein einmaliges Ereignis für uns alle!
Unter www.syeden.de  „Wir sind dann mal weg“ kann man die Reise in unterhaltsamer Form im Internet verfolgen.

Nicht zuletzt habe ich durch das viele Singen in der damaligen Edener Gemeinschaft sehr viele Lieder gelernt. So freue ich mich, hier eine kleine Gruppe sangesfreudiger deutscher Frauen gefunden zu haben, die sich, so wie ich, an dem großen Liederschatz unserer alten Volkslieder erfreuen.
Eden bei Oranienburg
Silvio Gesell
Dietlinde T.


Veronika Bodesheim im Dünensand von Villa Gesell

Mittwoch, 26. Juni 2013

61. Nach Mar del Plata ins Casino - damals

(siehe Beitrag Nr. 58)

Als wir im nächsten Jahr in den Sommerferien wieder nach Villa Gesell fuhren, war unsere kleine Heidi schon dabei. 

Zu dieser Zeit hatten wir mit einem Bekannten, der meine Eltern besuchte, ein tolles Erlebnis. Hans Andreas war ein Angeber und hatte einen alten Mercedes, der ganz feudal aussah. Er plante einen Ausflug nach Mar del Plata, weil er so gern ins Casino ging und lud Fritz und mich dazu ein. Das Baby Heidi blieb bei meinen Eltern in Villa Gesell. 

Da damals der Weg nach Mar del Plata noch eine Erdstraße war und es sehr staubte, nahmen wir saubere Kleidung mit und zogen uns im ACA (Automobilklub) um. Sogar geduscht haben wir dort. 

Im Casino bewegte sich Hans Andreas wie zu Hause. Er lud uns zum Abendessen ein und alle Angestellten begrüßten ihn, denn er war der Freund einer bekannten Schauspielerin. 
Vor dem Abendessen gab er dem Kellner eine gute Summe Geld und erklärte uns: „Es ist besser, das Trinkgeld vorher zu geben”! Für mich war das eher eine Bestechung. 

Wir verbrachten einen angenehmen Abend und merkten nicht, dass es draußen arg angefangen hatte zu regnen. Es goss in Strömen! 

Nach den bewegten Stunden beim Roulette mussten wir uns mit diesem schweren und nicht für den Matsch geeigneten Wagen auf den aufgeweichten Weg nach Villa Gesell wagen. 
Fritz war ein Experte für solche Situationen, denn wie oft regnete es ausgerechnet, wenn wir von Villa Gesell nach Hause wollten, aber diesmal blieben wir stecken!

Es war stockfinster, menschenleer und das monströse Auto bewegte sich nicht. 
Ich habe nie geraucht, aber in dieser Nacht hatte ich Sehnsucht nach einer Zigarette, und da ich Heidi noch stillte, schmerzten meine Brüste. 

Bei Sonnenaufgang kamen dann ein paar Gauchos, die uns herauszogen! 

Das war vor 60 Jahren, heute fährt man in einer Stunde über die Asphaltstraßen von Villa Gesell nach Mar del Plata.

Inge W.
                                                        Mar del Plata mit Casino heute


Dienstag, 25. Juni 2013

60. Eine Froschballade


 Heimweh nach Villa Gesell

Ich war einmal ein Fröschchen klein,
das hockt´in seinem Löchelein
und schnappte sich die Fliegen leicht,
die du ihm fleißig dargereicht.

Zum Dank dafür hab ich bei Nacht
dir dann mein Ständchen dargebracht.
Das klang so rhythmisch und vergnügt, 
dass gleich du dich im Takt gewiegt.

Doch eines Tag´s, oh wei, oh weh,
verlor ich meinen linken Zeh, 
und weil auch du schon lange fort,
bin ich vor lauter Gram verdorrt.

Jetzt bin ich alt und nicht mehr schön,
und will dich  noch mal wiederseh´n!
Ich komme einfach angereist!
Ob du dich auch ein bisschen freust?

Setz mich ins Nest der Kolibris
in dein „Geseller“ – Paradies!
Lass uns in deinem Garten träumen,
die Vöglein zwitschern in den Bäumen.

Die Kolibris in Zweigen brüten,
wo sie auch ihre Brut behüten,
wo Tag für Tag die Sonne lacht,
wo Frösche quaken, Nacht für Nacht.

Hier ist der Tag so trüb und grau
Und dort ist stets der Himmel blau,
im grünen Laub Akazien blüh´n,
ans Meer, da geh´ ich wieder hin.

Dein Haus ist nett und sehr bequem,
die Atmosphäre angenehm.
Gespeist wird unter grünen Bäumen,
die Liege ladet ein zum Träumen.

Zu allem hast du beigetragen
Und darum muss ich´s selber sagen:
Ich komm´ zu dir, trotz Weh und Gicht,
das ist jetzt einfach meine Pflicht!


Nimm mich bitte  bei dir auf!  
Quak  quak  quak!



Renate v. W.





Montag, 24. Juni 2013

59. Hausbau und die ersten Jahre

(siehe Beitrag Nr. 53)

Als wir 1959 in Villa Gesell angekommen waren, durften wir die ersten Jahre in den Häusern meiner Schwägerinnen wohnen, d.h., zunächst in dem fertigen, welches aber im Sommer an Feriengäste vermietet wurde. Dann zogen wir in den Rohbau des anderen. So ging es ein paar Jahre hin und her, bis auch die ersten vier Wände unseres eigenen Hauses standen.

Inzwischen wurden unsere ersten zwei Kinder in Buenos Aires geboren. Die zwei anderen erblickten schon im eigenen, halbfertigen Haus das Licht der Welt.

Die Versorgung unserer Familie war zu der Zeit insofern recht beschwerlich, da ich den Kinderwagen, eigentlich einen Stubenwagen aus „Casa Gesell“, (Kindermöbelfabrik) durch den Sand schieben musste, um bei „Jonny“ oder „Carlos“ meine Einkäufe zu machen.

Doch es gab auch Hauslieferungen! So kam jeden Tag ein „campesino“, ein Bauer, mit seinem Pferdekarren und brachte Milch seiner Kühe in Weinflaschen. Die Korken rochen noch danach und wenn keiner zur Hand war, wurden die Flaschen auch mal mit abgelutschten Maiskolben verschlossen. Natürlich musste man die Milch, vor dem Abkochen durch ein Tuch seien. Dabei sollen bei einem Nachbarn auch mal Kaulquappen erschienen sein! 

Auch der Bäcker kam anfangs mit einem Pferdekarren und ich kaufte das sogenannte „pan alemán“, das schmeckte besser als das übliche „pan francés“. Danach, sogar bis heute, backe ich mein Vollkornbrot selbst und das schmeckt mir am besten. 

Dietlinde T.  
                                       
                                                                   Unser Dach wird gedeckt

Sonntag, 23. Juni 2013

58. Oh weh, eine Fledermaus!


Es war noch während einer der ersten Sommerferien in Villa Gesell im alten Playa – Hotel.
Fritz, mein Mann, war an einem Abend mit Freunden zu einem Lagerfeuer mit Gesang an den Strand gegangen.

Da ich wieder ein Baby erwartete und mich sehr schonen musste, blieb ich im Bett und las bei offenem Fenster in meinem Buch.

Plötzlich erschien eine Fledermaus im Fenster und kam in Sturzflug auf mich zu. Ich erschrak furchtbar und verschwand sofort unter die Decke.

Als Fritz zurückkam, war auch die Fledermaus verschwunden.

Ich hätte das Licht ausmachen sollen!

Inge W.



Samstag, 22. Juni 2013

57. Der Gummibaum



Diese Geschichte ist noch gar nicht so lange her und beginnt mit einem Knall.

Mitten in der winterlichen Ruhe hier in Villa Gesell, an einem stillen Nachmittag sitze ich lesend im Sessel, da platzt neben mir der Steinboden auf, und zwar so laut, dass ich zusammenschrecke. Einige der weißen Fliesen haben sich gehoben und ein langer Riss ist zu sehen.

Was ist geschehen?

Es gibt nur eine Erklärung: Ein weit ausladender Gummibaum steht dicht an der Außenwand meines Hauses im Garten der Nachbarin und ist Jahr um Jahr, nun bereits über mein Dach hinaus gewachsen. Seine aggressiven Wurzeln haben den Boden angehoben! Keller gibt es hier in den Sommerhäusern nicht.

Der Baum muss also weg! Und das ist gar nicht so einfach. Meine gute Nachbarin, Juana, ist die älteste Tochter von Don Carlos Gesell und hängt sehr an ihrem Gummibaum.

Sie muss sich schweren Herzens davon trennen, denn ich sitze in meinem Haus wie auf einem Pulverfass.

Nach der Beseitigung des Störenfrieds wird ein schöner Ableger von dem geliebten Baum in gehöriger Entfernung mitten in den Garten gepflanzt. Ein kleiner Trost!


Arme Juana! Sie ist im letzten Jahr gestorben und hat zum Glück nicht mehr erleben müssen, dass das neue kleine Gummibäumchen, wie so viele andere empfindliche Pflanzen, in den ungewöhnlichen Frostnächten des vorigen Jahres erfroren ist....

Rosemarie W.                                  
                                 
                                                                                                                            Juana vor meiner Camera

Freitag, 21. Juni 2013

56. Umzug nach Villa Gesell

(siehe Beitrag Nr. 44)

Nachdem mein Mann das Grundstück in Villa Gesell gekauft hatte, fuhr er am 29. April 1956 noch einmal nach Villa Gesell, um den Umzug zu organisieren. Familie Gussmann wollte uns erst einmal Unterkunft geben. Don Carlos stellte meinem Mann einen Lastwagen zum Transport zur Verfügung.
In den drei Jahren, die wir auf dem Kamp in der Nähe von Madariaga wohnten, hatte sich ziemlich viel angesammelt, was wir mitnehmen wollten. Auch weil der Winter bevorstand, hatten wir Holz gesammelt, was wir nicht dort lassen wollten, denn in Villa Gesell gab es ja noch viel weniger davon und damals heizte man nur mit Holz.
Vorher hatte uns ein Ehepaar, das zu den Kindern nach Buenos Aires gezogen war, eine kleine transportable Holzhütte geschenkt, die musste auch mit. Wir bauten sie später wieder auf und sie wurde ein Hühnerstall für 15 Hühner und 6 Enten. Dazu kamen noch viele Säcke mit Mais, dann war die erste Fracht komplett.
Die zweite Fracht wurde komplizierter. Als Spielgefährten für unsere Kinder hatten wir ein Schweinchen angeschafft, das wog inzwischen 80 Kilo und wurde in einer Auswandererkiste verpackt und die Hühner und Enten in Käfigen. Der andere Haushaltskram, Wäsche, Matratzen, ein paar Möbel und anderes, wurde in Kisten verstaut. 
Am Ende sagte ich zu meinem Mann: „Wir haben noch etwas vergessen! Das Fahrrad!“
 „Und wo ist der Hund und wo sind die Kinder?“ Die waren damals 4 und 5 Jahre alt und wir mussten sie erst suchen. Die waren wie üblich im Maisfeld. Also Mama, Kinder und Hund noch hinten drauf und die Fahrt ging nach Villa Gesell,....
In unser schönes Villa Gesell, das wir ja noch gar nicht kannten. Dort waren damals nur ein paar Häuser, Dünen und viel Sand. Das war am 1. Mai 1956.
Heute ist es eine schöne Stadt am Meer und wir sind „die alten Gesellinos“.

Hanni K.

Zeichnung: Gerda S.

Donnerstag, 20. Juni 2013

55. Hobbyfischen - damals


Ich bin keine Schriftstellerin und möchte euch nur meine Geschichten aus Villa Gesell erzählen. Immerhin bin ich nun schon 93 Jahre alt

Alls wir noch im alten Playa-Hotel wohnten, wurde Fritz, mein Mann, ein fleißiger Fischer. Damals angelte man nur mit „linias“ (Angelschnüren). Alles was man brauchte, um die Angelschnüre mit Haken zu fabrizieren, musste vom “comisionista” (Händler) aus Madariaga gebracht werden. In der Nähe des Hotels war nur ein ganz kleiner Laden, mehr eine Holzhütte, dort wurden Zigaretten, “alpargatas” (Stoffschuhe) und kaum noch etwas anderes verkauft. 

Auch war ganz in der Nähe das Haus von Carlos Gesell, sein erstes Haus mit den 4 Türen, damit bei Sandsturm immer ein Ausgang frei blieb, die Scheunen, die Baumschule und die sogenannte Post. Es war ein Häuschen mit einem großen Fenster, was um 6 Uhr nachmittags geöffnet wurde. Dann standen dort alle und hofften, auch einen Brief zu erhalten. Jeder wurde persönlich aufgerufen. Das waren noch Zeiten!

Um 12 Uhr Mitternacht wurde das Licht ausgeschaltet, welches durch einen Generator erzeugt wurde, Aber mein Mann arbeitete bei Kerzenlicht fleißig an seinen Angelschnüren weiter. 
Am Strand stand bei ihm immer ein kleiner Junge, der auch im Hotel wohnte. Dieser bat ihn einmal um eine Angelschnur, die ihm Fritz mit einem alten Angelhaken bastelte. Und, oh Anfängerglück  fing Peter, so hieß der Junge, beim ersten Wurf gleich einen schönen Fisch! 
Auch Peters Mutter begeisterte sich bald für die Fischerei und wurde eine ausdauernde Anglerin. Ich sah sie danach jedes Jahr am Strand, aber nicht mehr mit den altertümlichen Schnüren, sondern mit ganz modernen Wurfangeln mit Rollen.
Und dieser Junge, Peter Mika, hat heute eine große Hühnerfarm und ist hier im Ort ein bekannter Eierproduzent.

Inge W.

damals                                                        
 heute

Mittwoch, 19. Juni 2013

54. Sommerabend am Strand





So groß und weit die Welt am Strand,

der Himmel blau, nur Meer und Sand.

Die Sonne neigt sich, noch ist es hell,

so schön ist ein Abend in Villa Gesell.



Dienstag, 18. Juni 2013

53. Berlin – Villa Gesell


Meine Freundin und ich arbeiteten beide in Berlin, als sie mir eines Tages ein Foto ihres Halbbruders zeigte, der in Villa Gesell, Argentinien, lebte. Sie hatte ihm nämlich eine Aufnahme von uns beiden geschickt und er zeigte Interesse, mich kennen zu lernen. 

Damals gab es zwar noch kein Internet, aber die Post funktionierte noch normal. So entspann sich ein monatelanger Briefwechsel. Wir schrieben uns sonntags, und wenn wir dann am Montag jeweils unseren Brief der Post überlassen hatten, erhielt jeder am folgenden Sonnabend pünktlich den Brief des anderen. Und dabei flogen damals noch die langsamen Propeller-Flugzeuge über den Atlantik! 
Heute braucht ein Brief, Luftpost, wie damals auch, mindestens 2-3 Wochen von einem Kontinent zum anderen! 

Eines Tages erhielt ich die Nachricht aus Argentinien: „Ich komme!“
Mein Brieffreund hatte auf einem finnischen Dampfer angeheuert und landete bald in Berlin. Dort durfte er bei der Tante meiner Freundin wohnen, wo später auch unsere Hochzeit gefeiert wurde. 

Wir arbeiteten  fleißig , er bei Siemens und ich im Büro eines  Gärtnerei-Unternehmens, bis wir schließlich fünf große Kisten mit meinem Hab und Gut und vor allem mit den neu erworbenen Haushaltsgegenständen und anderen Dingen, die es damals in Argentinien noch nicht gab, füllen konnten, und uns damit in Amsterdam auf das  Schiff „Yapeyú“    begaben.

Es war gerade der 25. Mai und argentinischer Nationalfeiertag. Aus diesem Anlass war das Schiff geschmückt, die argentinische Nationalhymne wurde gesungen, und ich bekam den ersten Eindruck von dem mir noch so fernen und unbekannten Argentinien... 

Dietlinde T.


Montag, 17. Juni 2013

52. Singen, interkontinental


Rosemarie hat eine sehr liebe Mailfreundin aus Pforzheim. Sie heißt Margret und die beiden schreiben sich schon seit über zehn Jahren fast jeden Tag. 
Dabei haben sie sich noch nie persönlich getroffen! Alles virtuell!
  
Einmal hat Margret sogar mit unserer Gruppe gemeinsam ein Frühlingslied gesungen, ins Mikrophon und mit Webcamera. 
Wir sahen sie hier gut auf dem Bildschirm, haben den Moment im Bild festgehalten und hörten sie laut und deutlich mitsingen.

Die Verbindung über 12 000 km klappte wunderbar und es klang gar nicht mal so schlecht! Alles virtuell!

Daraufhin bekam sie eine Urkunde von uns, als Ehrenmitglied!


Sonntag, 16. Juni 2013

51. Eine traurige Pinguingeschichte!

(Vergleiche Beitrag Nr. 10)

In den Winterferien 1981 verbrachten mein Mann und ich zusammen mit unserem jungen Freund Ferdinand, der aus Deutschland bei uns zu Besuch war, ein paar Tage in Villa Gesell. 

Bei einem Strandspaziergang waren wir Zeugen eines wahren Dramas.
Überall lagen ölverseuchte tote Pinguine herum. Dazwischen fanden wir auch einige der armen Tiere, die noch lebten, aber sie waren nicht mehr zu retten. Ihr Schicksal war besiegelt. 

Und warum? 

Von keiner Öltankerkatastrophe vor unserer Küste war die Rede. Woher kam das Öl?

In jener Zeit war es leider noch üblich, dass Schiffe ihr Altöl ins Meer kippten, um ihre Maschinen zu reinigen.

Heute gibt es ein internationales Verbot, Altöl im Meer zu entsorgen und man kann nur hoffen, dass sich alle daran halten!

Rosemarie W.

                                              Horst, ein todgeweihter Pinguin und Ferdinand

Samstag, 15. Juni 2013

50. Haltet den Strand sauber!


Ferienglück und Sonnenschein! 
Das kann in Villa Gesell nur sein! 
Damit wir´s nicht auch noch verlieren, 
will ich ein Wörtchen hier zitieren. 

Radio laut und Rockmusik, 
ist der Jugend großes Glück. 
Doch musst du´s etwas leiser schalten 
und gedenken unsrer Alten. 

Sie brauchen auch ein Plätzchen hier 
in diesem schönen Strandrevier. 
Sie suchen nach der Sonnenglut, 
die tut den alten Knochen gut

Hast du ein Frühstück auch bei Dir, 
wo bleibst du dann mit dem Papier? 
Dann steck es wieder in die Tasche, 
verbrenn zu Haus es schnell zu Asche. 

Ab und zu so in der Sonne 
findest du auch mal ‘ne Tonne. 
Pizzakasten, Cocaflaschen ,
könntest du auch darin lassen. 

Deine Hunde halte fern, 
die sehen wir am Strand nicht gern. 
Kinder spielen in dem Sand, 
was Hunde tun, das ist bekannt. 

Schön ist es, im Meer zu tummeln, 
später durch das Städtchen bummeln , 
Abends dann bei Tanz und Bier - 
“Schöne Ferien wünsch ich dir!”

Gerda S.

Freitag, 14. Juni 2013

49. Wir haben ein Paradies gefunden.


Es gab einmal einen Mann, der „el loco de los medanos“ (der Verrückte der Dünen) genannt wurde. Er hatte einen großen breiten Streifen Land an der Küste gekauft und daraus einen hübschen, grünen waldigen Badeort gemacht. Das war Don Carlos Gesell, nach dem dieser Ort heute heißt. 
Eines Tages sind wir auch dort gelandet.

Das ist lange her. Deutschland verlor den Krieg. Argentinien, das sich lange Zeit neutral verhalten hatte, erklärte am Ende durch amerikanischen Druck und dann aus eigenen Interessen auch Deutschland den Krieg. Alle deutschen Firmen wurden enteignet. Mein Vater vertrat damals 4711 und musste die Firma übergeben. 

So fuhren er, mein Bruder Paul nach seinem eben erfolgreich bestandenen Fakultäts-Examen und ich, gerade nach einer Fehlgeburt, ans Meer, um uns zu erholen. 
Ein Freund hatte meinem Vater einen neuen Badeort angepriesen. Das war Villa Gesell: von Freund zu Freund weiter empfohlen.

Dort angekommen, bei der Suche nach dem Hotel Playa,  sind wir an einer Kurve mit dem Wagen im Sand stecken geblieben. Wie durch einen Zauberstab stand auf einmal ein gelber Jeep da, und ein bärtiger Zauberer zog uns aus dem Sand!
Es war Carlos Idaho Gesell in Person, der wie ein Luchs auf seine zukünftigen Käufer lauerte. Und er hat uns eingefangen.

Die anderen Familienmitglieder, Mami und Fritz, mein Mann, kamen dann später auch noch. Drei schöne Sommerferien haben wir nacheinander im Hotel Playa verbracht. 

Eigentlich hatte Fritz am ersten Abend zu mir gesagt, nachdem er Strümpfe, Schuhe und sämtliche Wäsche voller Sand hatte:
 „Hier bringen mich keine zehn Pferde mehr her, ich schwöre, hier komme ich nicht mehr her! Dieser Sand ist nicht auszuhalten.“ 

Er hat sich aber geirrt. Er selbst war danach auch wieder ein Verrückter, der ein Stück Land kaufte. 

Na, ja, nur ein Häufchen!

Inge W.



Das alte Playa-Hotel

Donnerstag, 13. Juni 2013

48. Mikrowelle 1970


Alicia, die Freundin von Tochter Veronica, bittet mich, diese kleine Geschichte zu „bloggen“:

Sie hat früher öfter mit uns die Sommerferien in Villa Gesell verbracht und die beiden Mädchen haben sich immer fabelhaft amüsiert. 

Natürlich verbrachten wir lange Zeit am Strand, jeder nach Lust und Laune: Muscheln suchen, mit langen Angelruten im Wasser stehend fischen, bei ruhigem Wellengang schwimmen oder einfach nur in der Sonne liegen. Alicia und Veronica „flanierten“ natürlich auch gern am Strand.

Aber wieder zu Hause angekommen, waren natürlich alle hungrig. Das Essen musste möglichst schnell fertig sein. 

Wie macht man das?

Da habe ich oft schon vor unserem Strandgang einen großen Topf Reis mit der entsprechenden Menge Wasser und Salz aufgestellt, nur einmal aufkochen lassen, schnell in ein Küchentuch gewickelt und marsch..... 

ins Bett damit, unter die Decken!

Der warme gare Reis wurde dann aus dem Bett geholt, es gab eine Beilage dazu, Fleisch, Fisch oder Muscheln. Fertig!

Alicia vergisst das nie und sagt: Das war die Mikrowelle von 1970!

Rosemarie W.



Mittwoch, 12. Juni 2013

47. Ein Baum wächst auf der Hauptstraße


Mitten auf unserer Hauptstraße, der Avenida 3, steht ein Baum.
Er stand nicht immer dort.  

Als ich davon hörte, dass mitten im Zentrum und auch noch auf der wichtigsten Straße von Villa Gesell ein Baum gepflanzt werden sollte, war ich entsetzt! Gedanken an Abgase, Verkehrshindernis, keine Möglichkeit  Wurzeln zu entwickeln, Sandboden,  die großen Ausgaben, die man bestimmt besser woanders hätte anbringen können und so weiter, gingen mir durch den Kopf. Ich fand es unmöglich!

Doch, was ändern meine Überlegungen? Wir haben ja einen „Consejo Deliberantes“ (Stadtrat) und der hat wohl „ja“ zu diesem Plan gesagt. 
So kam es auch eines Tages.
Die Straße wurde aufgerissen, in der Mitte entstand ein großes sandiges Loch. Dann kam der Baum, er war riesig! Seine Krone ziemlich zurückgeschnitten, die Wurzeln ein großer lehmiger Klumpen. 
Er wurde in das Loch hineingehievt und Ketten zogen die Krone hoch. An verschiedenen Stellen wurde er verankert. Rundherum legte man Pflastersteine, und meine Vorstellung von Luft und Erde, die alle Pflanzen zum Leben brauchen, schwand dahin. 
Der arme Baum! Eine Araucarie (Andentanne)! 
Araucarias erinnern an die Gegend von Bariloche, an Chile und an Indios, raues Klima, Schneeluft - und ausgerechnet ihn haben sie hierher ans Meer gebracht! 

Immer wenn ich dort vorbei kam, kontrollierte ich den Baum. Er sah zuerst gar nicht gut aus. Rundherum waren Schläuche angebracht und ich glaube, auch eine Art Injektionsnadeln steckten darin. 

So ging ein Jahr dahin. Als dann der Sommer wieder kam, hatte ich das Gefühl, der Baum sähe besser aus. Im nächsten Jahr war ich mir dessen sicher. Man gewöhnte sich auch daran, um ihn herum zu laufen oder zu fahren, er störte nicht mehr. 
Nun, nach einigen Jahren, wächst er wirklich, groß und mächtig steht er in der Mitte der Straße. Er wurde ein Richtpunkt, es heißt jetzt z. B.: drei Straßen vorher, oder eine Straße nachher. 
Der Baum ist für unsere Stadt etwas Besonderes, er ist ein Wahrzeichen von Villa Gesell geworden.

Gerda S.

Dienstag, 11. Juni 2013

46. "Deutsche Welle" in Villa Gesell?


Leserbrief  an das 
„Argentinische Tageblatt“ 
vom 8. 6. 2013

Genauso wie Herrn Fitterling geht es uns hier in Villa Gesell leider auch, und wir empfangen die 
„Deutsche Welle“ nur noch in spanischer Sprache. 
Auch wir haben alles nur Mögliche unternommen, um weiter die „Deutsche Welle“ in unserer Muttersprache zu hören und zu sehen, so wie die Italiener,  Franzosen oder Briten die Programme  in ihrer Sprache empfangen können. 
Doch alles ist vergeblich!
Leider würde uns auch der nette Vorschlag von Herrn Hoepke aus San Martin de los Andes nichts nützen. 
Es wohnen in unserem Ort anscheinend immer weniger Interessenten.

Sehr schade!

Dietlinde T.,  Gerda S, . Rosemarie W.  und andere





Montag, 10. Juni 2013

45. „Ist gefallen, kann aber nicht fallen!“



Wir wohnten früher in Villa Gesell an der Ecke der Straße Alameda 202 und Avenida Buenos Aires. Gegenüber war ein kleines Wäldchen. Heute sind dort eine Galerie und ein Supermarkt.

Meine beiden kleinen Töchter spielten da immer sehr gern.
So war es auch an dem Tag,  Alejandra war etwa 6 Jahre und Marcia eineinhalb Jahre jünger, als plötzlich Alejandra schreiend zu mir kam, sichtlich nervös und aufgeregt mit der Erklärung:
"Mami, Mami! Marcia ist gefallen, kann aber nicht weiter fallen!"

Sie nahm meine Hand und rannte mit mir los. Selbstverständlich war ich in Sorge, denn was soll das heißen? " Marcia ist gefallen, kann aber nicht fallen"?

Aber als ich dann an die Stelle kam, wo der " Unfall " passiert war, anstatt mich zu erschrecken, musste ich lachen!

Die Erklärung ist einfach: Marcia war tatsächlich gefallen und konnte nicht fallen, denn sie hatte an diesem " Unglückstag " eine Hose an, die vorne einen Latz mit Hosenträgern hatte. Sie war, was die beiden oft machten, auf einen Baum geklettert, ist dort abgerutscht, runtergefallen, und hat sich dabei an einem Ast verheddert, der sich unter die Träger verfangen hatte.

Nun zappelte Marcia mit allen Vieren dort oben im Baum, das sah man gut!
Sie war aber nicht in Angst, sondern in ihrem Stolz verletzt, denn es war wirklich eine tragisch-komische Situation, sie da herumzappeln zu sehen und ich lachte und lachte!

Alejandra verstand die Welt nicht mehr, guckte mit erstaunten Augen, weil ich das Lachen nicht lassen konnte.

Natürlich bin ich dann nach oben geklettert und habe Marcia von ihrer unglücklichen Lage erlöst und war doch sehr froh, dass der Ast Marcia vor möglichen Verletzungen geschützt hatte.



Margot O.  
  
Die Zeichnung:


Gerda S.

Sonntag, 9. Juni 2013

44. Ein Ausflug nach Villa Gesell mit Folgen


Als wir 1953 nach Argentinien auswanderten, wussten wir nicht, dass wir einmal in Villa Gesell landen würden. Und das sind jetzt  60 Jahre her! 
Zuerst wohnten wir drei Jahre auf dem Kamp, 7 Km von Madariaga (Provinz Buenos Aires) entfernt.

Dort lernten wir drei deutsche Familien kennen. Die eine hatte ein Baumaterialiengeschäft. Dort wurde alles verkauft, was man zum Hausbau brauchte, auch Sand. Diese Leute fuhren jede zweite Woche mit Kalk, Zement, Ziegeln und Eisen nach Villa Gesell, und auf dem Rückweg nahmen sie natürlich Sand von dort mit, kein Weg war umsonst.

An einem schönen Aprilsonntag 1956 luden sie uns zu einem Ausflug nach Villa Gesell ein. Der Ort am Meer war damals noch recht klein, aber er gefiel uns trotzdem sofort. 

Wir begrüßten dort auch Familie Gussmann, die wir schon kannten, und die öfter zum Onkel Luis Schwab  auf den Kamp kamen, um Äpfel, Honig, Eier und den berühmten Apfelessig zu kaufen. Auch Don Carlos und Doña Emilia lernten wir kennen.

Mein Mann fuhr das nächste Mal wieder mit nach Villa Gesell, ging aber gleich zu Don Carlos, um sich ein Grundstück zeigen zu lassen. Don Carlos sagte damals, er hätte nur drei Grundstücke im Angebot, eines im Süden, das andere an der Ecke Paseo 105 und Avenida 7, wo jetzt eine Bäckerei ist. Das gefiel ihm aber nicht. 

Mein Mann fragte: „Wo ist denn das letzte von den dreien? Ich hätte halt gerne etwas in der Nordzone!“ 
Don Carlos sagte: „Es ist ganz in meiner Nähe. Aber was wollen Sie mit einem so großen Grundstück? Das sind fast 3000 qm!“ Mein Mann war ganz begeistert und meinte: „Na, wir werden schon sehen!“ 
Er machte gleich eine Anzahlung und kam am Abend glücklich nach Madariaga zurück. 
Und das war der Anfang!

Hanni K

Villa Gesell
damals
Luftaufnahme

Samstag, 8. Juni 2013

43. Unsere Ruth Goldschmidt


Ruth hatte zusammen mit ihrem Mann, Rodolfo, ein wunderschönes Haus in Mar de las Pampas. Das liegt einige Kilometer weiter im Süden, gehört aber noch zu Villa Gesell.

Ruthi, wir nannte sie so, weil es noch eine andere Ruth bei uns gab, war nur die Sommermonate hier, kam aber trotz des weiten Weges immer pünktlich mit ihrem Wagen aus Mar de las Pampas zu unseren wöchentlichen Treffen.
Wir mochten sie alle sehr gern, weil sie stets freundlich und bescheiden war und immer gute Laune hatte. 

Darf ich eine kleine Anekdote von ihr erzählen?

Wie auch einige andere aus unserem Kreis war sie schwerhörig, was man aber bei ihr kaum merkte, weil sie sehr gute Hörgeräte trug.
Als wir wieder einmal draußen eines unserer Lieder schlecht und recht sangen, piepte es plötzlich laut und vernehmlich in unserem Kreis. Alle schauten sich um, denn schon öfter haben uns die Singvögel, besonders die hier sehr verbreiteten „musicos“ (eine Sperlingsart), beim Singen übertönen wollen, aber das war anders. Es piepte nur, laut und vernehmlich. 
Plötzlich verschwand unsere Ruthi und das Piepen hörte auf. 
Als sie zurück kam, entschuldigte sie sich mehrmals in ihrer rücksichtsvollen Art. Ihre Hörgeräte hätten sie beim Singen gestört, sie hätte sie herausgenommen und in den Händen gehalten. Aus irgendwelchen physikalischen Gründen fingen sie laut an zu piepen, was Ruthi aber dann selbst nicht hören konnte...
Wir haben natürlich alle zusammen laut gelacht.

Im vorigen Jahr ist Ruthi leider unerwartet gestorben.

Bei jedem Treffen singen wir Ruthis Lieblingslied und denken dabei an sie:

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!

Rosemarie W.




Freitag, 7. Juni 2013

42. Nach dem Brand (siehe Beitrag Nr. 23)


Es gibt in Villa Gesell eine Fernsehsendung über den Gründer und die ersten Einwohner dieses Badeortes. Die heißt: “Los pioneros gesellinos” (die Pioniere von Villa Gesell). Aber wir, die ersten “veraneantes gesellinos” (Sommergäste von Villa Gesell) sind doch auch wichtig und haben auch unsere Geschichte!

Wenn ich ins Häuschen am Meer komme, welches Fritz, mein verstorbener Mann, mit eigenen Händen gebaut hat, fühle ich eine besondere Zusammengehörigkeit mit ihm.

Nach dem Brand des Hauses im Jahre 2008 war ich natürlich sehr traurig.
Trotz meiner 88 Jahre habe ich mich dann entschlossen, es mit Hilfe meiner Kinder wieder aufzubauen.

Mein Mann, meine Kinder und ich haben dort noch die pure Natur, den Strand, der noch nicht überbevölkert war, und die Pferde genossen. Hier haben meine Kinder ihre Lebensgefährten kennen gelernt.

Die Enkel brachten schon einen anderen Lebensstil mit:
Tanzlokale, die tollen modernen Schwimmbretter und die furchtbar lauten “Cuatriciclos” (Vierrad-Motorräder) gehören jetzt dazu.

Wie werden wohl meine Urenkel diesen Ort erleben? Ich werde dann nicht mehr dabei sein, aber ich wünsche, dass auch sie es als kleines Paradies betrachten, und dass das kleine Häuschen, welches der Urgroßvater mit so viel Liebe, Schweiß und Fleiß gebaut und die nächste Generation nach dem Brand mit viel Mühe wieder aufbaut und vergrößert hat, weiter Freude bereitet.

Ich bin jetzt 93 Jahre alt und habe schon so manchen schönen Sommer im alten und nun auch im neu erbauten Haus verbracht
Ich hoffe, es noch ein paar Jährchen genießen zu können und wünsche, dass meine Kinder, meine Enkel, eben alle unsere Nachkommen dieses Eckchen Erde lieben werden.......

Inge W.                               Wiederaufbau


Donnerstag, 6. Juni 2013

41. Unsere Inge Kozma von Bredow


Sie war ein Unikum und im Barrio Norte, (Nordzone von Villa Gesell), sehr bekannt, denn jeden Tag machte sie mehrere Male mit ihren drei Hunden Spaziergänge im Wäldchen. Dabei kam sie auch immer an Olgas Sommerhaus vorbei. Es kam zu kurzen Gesprächen und bei dem Wort „Farmaceutico“ (Apotheker) wurde Inge als Deutsche enttarnt, denn „e“ und „u“ zusammengezogen wie „oi“, ausgesprochen, das war deutsch!
Im Sommer 2002 war Olga alleine in Villa Gesell und wusste nicht so recht, ob sie über die Feiertage nach Buenos-Aires fahren sollte. Eigentlich hatte sie aber gar keine Lust dazu. Als sie das Inge gegenüber erwähnte, sagte diese spontan, wenn sie hier bleiben wolle, dann wäre sie zu Heiligabend bei ihr herzlich willkommen, es kämen noch ein paar andere Leute.
Olga verbrachte dann bei Inge einen sehr gemütlichen Weihnachtsabend.
Im Jahr darauf kam ich zusammen mit Olga aus Deutschland nach Villa Gesell und lernte Inge und viele ihrer Freunde kennen, denn außer Weihnachten gab es das viel größere Fest am 16. Januar, Inges Geburtstag. Der wurde dann mit reichlich Champagner und Gesang gefeiert.
Täglich trafen wir uns im Sonnenzelt am Strand und hatten viel Spaß miteinander. Es wurde, wahrscheinlich zur Belästigung der Strandnachbarn, laut deutsch gesprochen und viel gelacht. Aber es kamen auch vergnügte Touristen vorbei, die mit: "Guten Morgen!" grüßten.
Aufgefallen war uns eine andere Gruppe, die einen offensichtlich deutschen Eindruck machte, und es dauerte nicht lange, da kam Rosemarie auf uns zu und mit ihr Ruth und Peter...... und, und......
Inge war überall dabei. Sie engagierte sich im Tierschutzverein und unterstützte die Gratis-Kastrationen der Straßenkatzen und –hunde. Sie kümmerte sich um die Krippenspiele im Deutschen Club, sang im Chor und als bei Rosemarie der Gesang deutscher Volkslieder ins Leben gerufen wurde, unterstützte sie das Ganze mit ihrem Akkordeon.
Sie genoss das Leben und Villa Gesell in vollen Zügen und als sie starb, wurde ihr Wunsch erfüllt:
 Ihre Asche ist irgendwo in den Dünen verstreut.

Rita T.

Vergessen ist sie nicht!



Wir sind wieder da!

Mit alten und neuen Geschichten von und über Villa Gesell!
Und wir hoffen, auch  von  manchen Lesern Beiträge zu erhalten!
Der gesellige Blog


Samstag, 1. Juni 2013

40. Wer steckt hinter dem "geselligen Blog"?


 Uns gibt es so schon über zwölf Jahre!

Wir sind eine nette Gruppe deutschsprechender  Frauen, die sich wöchentlich einmal treffen und außer Kaffee trinken, hauptsächlich die alten deutschen Volkslieder singen. Davon haben wir über 200 gesammelt und gedruckt.

Im Winter sind wir nur fünf "Sängerinnen", die ständig hier in Villa Gesell wohnen, aber im Sommer erhöht sich die Zahl auf zehn, zwölf und auch oft mehr.

Dann singen wir natürlich draußen im Garten, aber nachmittags zu einer Zeit, wo sich die meisten Leute noch am Strand tummeln! Gut für uns und auch für die möglichen Zuhörer, denn wir sind kein wohlklingender Chor, sondern singen einfach nur, weil es uns Spaß macht.

Unser Alter liegt zwischen 70 und 90, drei unserer "Sommersängerinnen" werden oder sind dieses Jahr sogar schon 93!!!

Im Dezember laden wir stets zum "Adventsfest" in "Renates Haus" ein. Es gibt Glühwein, Kaffee und Plätzchen. Gratis! Dann kommen alle, die Lust haben und gern mal deutsche Weihnachtslieder hören oder mitsingen wollen.

Und jetzt haben wir noch ein neues Hobby! Wir haben einen Blog:
Darin "posten" wir Geschichten aus und über Villa Gesell auf Deutsch, alte und neue, von früher und von heute.

Jetzt haben wir die Nummer 40 erreicht und machen eine kleine Pause.
Uns macht das Sammeln große Freude und vielleicht habt ihr, Blog- Leser, auch noch andere Villa-Gesell-Geschichten? Bitte, schickt sie uns!
Wir machen weiter!

Gerda S., Dietlinde T., Renate v. W., Hildegard K. Rosemarie W.

Und im Sommer:  Karin E., Ruth P., Inge W., Betty K., Erika M. , Olga S., Rita T. und andere mehr...

Wir denken auch an zwei, die uns leider schon für immer verlassen haben: Inge K.v.B. und Ruthi G.