Mittwoch, 12. Juni 2013

47. Ein Baum wächst auf der Hauptstraße


Mitten auf unserer Hauptstraße, der Avenida 3, steht ein Baum.
Er stand nicht immer dort.  

Als ich davon hörte, dass mitten im Zentrum und auch noch auf der wichtigsten Straße von Villa Gesell ein Baum gepflanzt werden sollte, war ich entsetzt! Gedanken an Abgase, Verkehrshindernis, keine Möglichkeit  Wurzeln zu entwickeln, Sandboden,  die großen Ausgaben, die man bestimmt besser woanders hätte anbringen können und so weiter, gingen mir durch den Kopf. Ich fand es unmöglich!

Doch, was ändern meine Überlegungen? Wir haben ja einen „Consejo Deliberantes“ (Stadtrat) und der hat wohl „ja“ zu diesem Plan gesagt. 
So kam es auch eines Tages.
Die Straße wurde aufgerissen, in der Mitte entstand ein großes sandiges Loch. Dann kam der Baum, er war riesig! Seine Krone ziemlich zurückgeschnitten, die Wurzeln ein großer lehmiger Klumpen. 
Er wurde in das Loch hineingehievt und Ketten zogen die Krone hoch. An verschiedenen Stellen wurde er verankert. Rundherum legte man Pflastersteine, und meine Vorstellung von Luft und Erde, die alle Pflanzen zum Leben brauchen, schwand dahin. 
Der arme Baum! Eine Araucarie (Andentanne)! 
Araucarias erinnern an die Gegend von Bariloche, an Chile und an Indios, raues Klima, Schneeluft - und ausgerechnet ihn haben sie hierher ans Meer gebracht! 

Immer wenn ich dort vorbei kam, kontrollierte ich den Baum. Er sah zuerst gar nicht gut aus. Rundherum waren Schläuche angebracht und ich glaube, auch eine Art Injektionsnadeln steckten darin. 

So ging ein Jahr dahin. Als dann der Sommer wieder kam, hatte ich das Gefühl, der Baum sähe besser aus. Im nächsten Jahr war ich mir dessen sicher. Man gewöhnte sich auch daran, um ihn herum zu laufen oder zu fahren, er störte nicht mehr. 
Nun, nach einigen Jahren, wächst er wirklich, groß und mächtig steht er in der Mitte der Straße. Er wurde ein Richtpunkt, es heißt jetzt z. B.: drei Straßen vorher, oder eine Straße nachher. 
Der Baum ist für unsere Stadt etwas Besonderes, er ist ein Wahrzeichen von Villa Gesell geworden.

Gerda S.

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