Freitag, 14. Juni 2013

49. Wir haben ein Paradies gefunden.


Es gab einmal einen Mann, der „el loco de los medanos“ (der Verrückte der Dünen) genannt wurde. Er hatte einen großen breiten Streifen Land an der Küste gekauft und daraus einen hübschen, grünen waldigen Badeort gemacht. Das war Don Carlos Gesell, nach dem dieser Ort heute heißt. 
Eines Tages sind wir auch dort gelandet.

Das ist lange her. Deutschland verlor den Krieg. Argentinien, das sich lange Zeit neutral verhalten hatte, erklärte am Ende durch amerikanischen Druck und dann aus eigenen Interessen auch Deutschland den Krieg. Alle deutschen Firmen wurden enteignet. Mein Vater vertrat damals 4711 und musste die Firma übergeben. 

So fuhren er, mein Bruder Paul nach seinem eben erfolgreich bestandenen Fakultäts-Examen und ich, gerade nach einer Fehlgeburt, ans Meer, um uns zu erholen. 
Ein Freund hatte meinem Vater einen neuen Badeort angepriesen. Das war Villa Gesell: von Freund zu Freund weiter empfohlen.

Dort angekommen, bei der Suche nach dem Hotel Playa,  sind wir an einer Kurve mit dem Wagen im Sand stecken geblieben. Wie durch einen Zauberstab stand auf einmal ein gelber Jeep da, und ein bärtiger Zauberer zog uns aus dem Sand!
Es war Carlos Idaho Gesell in Person, der wie ein Luchs auf seine zukünftigen Käufer lauerte. Und er hat uns eingefangen.

Die anderen Familienmitglieder, Mami und Fritz, mein Mann, kamen dann später auch noch. Drei schöne Sommerferien haben wir nacheinander im Hotel Playa verbracht. 

Eigentlich hatte Fritz am ersten Abend zu mir gesagt, nachdem er Strümpfe, Schuhe und sämtliche Wäsche voller Sand hatte:
 „Hier bringen mich keine zehn Pferde mehr her, ich schwöre, hier komme ich nicht mehr her! Dieser Sand ist nicht auszuhalten.“ 

Er hat sich aber geirrt. Er selbst war danach auch wieder ein Verrückter, der ein Stück Land kaufte. 

Na, ja, nur ein Häufchen!

Inge W.



Das alte Playa-Hotel

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