Donnerstag, 20. Juni 2013

55. Hobbyfischen - damals


Ich bin keine Schriftstellerin und möchte euch nur meine Geschichten aus Villa Gesell erzählen. Immerhin bin ich nun schon 93 Jahre alt

Alls wir noch im alten Playa-Hotel wohnten, wurde Fritz, mein Mann, ein fleißiger Fischer. Damals angelte man nur mit „linias“ (Angelschnüren). Alles was man brauchte, um die Angelschnüre mit Haken zu fabrizieren, musste vom “comisionista” (Händler) aus Madariaga gebracht werden. In der Nähe des Hotels war nur ein ganz kleiner Laden, mehr eine Holzhütte, dort wurden Zigaretten, “alpargatas” (Stoffschuhe) und kaum noch etwas anderes verkauft. 

Auch war ganz in der Nähe das Haus von Carlos Gesell, sein erstes Haus mit den 4 Türen, damit bei Sandsturm immer ein Ausgang frei blieb, die Scheunen, die Baumschule und die sogenannte Post. Es war ein Häuschen mit einem großen Fenster, was um 6 Uhr nachmittags geöffnet wurde. Dann standen dort alle und hofften, auch einen Brief zu erhalten. Jeder wurde persönlich aufgerufen. Das waren noch Zeiten!

Um 12 Uhr Mitternacht wurde das Licht ausgeschaltet, welches durch einen Generator erzeugt wurde, Aber mein Mann arbeitete bei Kerzenlicht fleißig an seinen Angelschnüren weiter. 
Am Strand stand bei ihm immer ein kleiner Junge, der auch im Hotel wohnte. Dieser bat ihn einmal um eine Angelschnur, die ihm Fritz mit einem alten Angelhaken bastelte. Und, oh Anfängerglück  fing Peter, so hieß der Junge, beim ersten Wurf gleich einen schönen Fisch! 
Auch Peters Mutter begeisterte sich bald für die Fischerei und wurde eine ausdauernde Anglerin. Ich sah sie danach jedes Jahr am Strand, aber nicht mehr mit den altertümlichen Schnüren, sondern mit ganz modernen Wurfangeln mit Rollen.
Und dieser Junge, Peter Mika, hat heute eine große Hühnerfarm und ist hier im Ort ein bekannter Eierproduzent.

Inge W.

damals                                                        
 heute

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