Samstag, 20. Juli 2013

83. Neunzigster Geburtstag

Am heutigen

90. Geburtstag von Rosemarie


denken wir besonders an sie, die mit viel Elan und auch Freude bemüht ist,
täglich etwas Neues in den „blog“ zu bringen, was ihr vortrefflich gelingt!

Schon im hohen Alter ging Rosemarie bis vor 3 Jahren täglich noch zum Schwimmen ins nahegelegene Hotel "Parque Bonito", wo es einen geheizten Swimmingpool gibt.

Auf eines ihrer Lieblingslieder:

Und in dem Schneegebirge, da fließt ein Brünnlein kalt,
und wer daraus getrunken, wird jung und nimmer alt.

Ich hab daraus getrunken, so manchen frischen Trunk.
ich bin nicht alt geworden, ich bin noch allzeit jung!

dichteten wir einmal folgenden Text:

Und in dem schönen Parque, da gibt’s ein Wasser nicht so kalt.
Und wer darin gebadet, bleibt jung und wird nicht alt.

Ja, unsre liebe Rose, schwimmt darin schon so manches Jahr.
Sie ist nicht alt geworden, sie ist noch jung fürwahr!

Rosemarie wir wünschen, dass es doch ewig so blieb´!
Bleib immer frisch und munter! Wir haben dich so lieb!

In diesem Sinne ein dreifaches   " H o c h  "  liebe Rosemarie,
und weiterhin alles Gute!

Gerda, Renate, Hildegard und Dietlinde

Mittwoch, 17. Juli 2013

82. Der Ferienort Villa Gesell -2


verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr. 2

Siehe Beitrag  Nr. 77

Historische Fotos zeigen einen bärtigen Hünen, der Energie, Humor und Lebenslust ausstrahlt. 
Carlos Gesell, geboren 1891, war ein Sohn des Unternehmers, Erfinders der Freiwirtschaftslehre und Finanzministers der Münchner Räterepublik Silvio Gesell. 

Als Kind dieses berühmten Vaters war Carlos zwischen zwei Welten aufgewachsen. Die familieneigene Handelsfirma Casa Gesell, die Silvio Gesell geleitet hatte, exportierte medizinisches Gerät von Deutschland nach Argentinien. 

Während der Wirtschaftskrise, die Argentinien zwischen 1880 und 1890 heimsuchte, begann Silvio Gesell dort seine Theorie des Schwundgeldes zu begründen, die auf der Überlegung beruhte, dass eine Währung mit der Dauer ihres Daseins im Wert verfallen müsse, um so zum schnellen Verbrauch anzureizen.

Nach Fertigstellung seiner Theorie kehrte Silvio Gesell mit seiner Frau und den vier Kindern nach Deutschland zurück, um seine Thesen dort zu verbreiten. 

Von nun an reiste die Familie immer und immer wieder zwischen den Kontinenten hin und her. Südamerika und Europa, Kapitalismus und Kommune - diese Pole haben Carlos Gesell geprägt: 

Er war Naturfreund und Fabrikant, Idealist und Techniker, Visionär und Erfinder. 
Mit Villa Gesell hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt, die Vorstellung, einen idealen Ferienort zu erschaffen. Wie dieses Utopia für Urlauber einmal aussehen sollte, ist einer Broschüre aus dem Jahr 1948 zu entnehmen: 

"Die Straßen, die sich in Serpentinen zwischen den Hügeln winden, sind eben und gut passierbar. Die Häuser erheben sich auf den Dünen, hoch über den Straßen; ideal zum Bauen. Große Grundstücke und breite Alleen geben allem einen Hauch von Würde.".....

Fortsetzung folgt.

Dienstag, 16. Juli 2013

81. Cali und die Reitschule


Cali hat das Reiterleben vorgezogen, das Wasser, das Meer und der Sand waren nichts für ihn. Solange er als kleiner Junge mit Schuhen im Sand spielte, war alles gut. Später ging er überhaupt nicht mehr an den Strand, er saß nur noch auf den Pferden und Sandelovsky wurde sein Reitlehrer.

Eine heitere Erinnerung ist dessen ewige Ermahnung: 
”Arriba la  Popo! Arriba la  Popo!” (Hoch die Popo! Hoch die Popo!“)

Wenn ich schon von Sandelovskys Rolle in Calis Leben schreiben will, möchte ich noch etwas erzählen. 

Cali war vielleicht 10 - 12 Jahre alt und Reitlehrer Sandelovskys engster Helfer. Sie machten oft größere Ausflüge zusammen.
Bei einem Ausritt nach Cariló wurden sie von einem starken Gewitter überrascht, Sandelovsky blieb mit der Gruppe, alles Kinder, in Cariló und schickte Cali über den Strand, etwa 12 Kilometer, nach Villa Gesell zurück, um die Eltern zu benachrichtigen und zu beruhigen. 
Mein Mann schimpfte seinen Sohn, als er mit den durchnässten Sachen zurückkam, tüchtig aus. 
Doch später,  als er sah, wie die Eltern Cali dankten, Schokolade schenkten und ein Freund ihm sagte, in welcher Lebensgefahr sich Cali befunden hatte, als er ganz allein bei diesem Gewitter am Meer zurückgeritten war, hat er seine Ungerechtigkeit sehr bereut. 


Zeichnung: Gerda S.

Nachwort:
Cali war sehr eng mit Sandelovsky verbunden und hat ihn auch bei seinem letzten Ausritt begleitet. Dabei ist sein ehemaliger Reitlehrer und Freund plötzlich tot zusammengebrochen. 
Cali stand ihm in dieser letzten Stunde bei und musste dann  Frau Sandelovsky die schlimme Nachricht überbringen.....

Inge W.
                                                                                 

Montag, 15. Juli 2013

80. Welches Städtchen hat schon ein Amphitheater?

         
Wir hier in Villa Gesell haben eins!


 Hier spielt kein Sinfonieorchester und es dirigiert kein Barenboim und kein Dudamel, aber es singen hier viele schöne Chöre, die sich aus Musikliebhabern, von Universitäten, Clubs oder auch einzelnen Personengruppen bilden. Sie kommen aus ganz Argentinien. Ganz besonders zu erwähnen sind die Musiker von „Opus Cuatro“.
Man braucht kein langes Abendkleid, der Stranddress genügt. Liege- oder Klappstühle oder auch nur ein Kissen kann man zur eigenen Bequemlichkeit mitbringen.



Im Pinar del Norte (Nord-Wäldchen) in einer Mulde, wurde das Theater gebaut. Die Umgrenzung machen riesengroße Bäume, die den Schall auffangen. Die Stufen sind breit und man kann wunderbar mit seinen Liegestühlen Platz finden.
Es ist ein herrlicher Tagesabschluss, hier zu sitzen, den Chören zu lauschen und dabei in die Nacht hinein zu träumen.

Gerda S.

Sonntag, 14. Juli 2013

79. Kino in Villa Gesell – früher


Die folgende Geschichte habe ich persönlich nicht erlebt, aber mein Mann hat sie oft " zum Besten gegeben”. 
Ich kam erst im Jahr 1961, mein Mann schon 1949. Es muss also so um die 1955 gewesen sein.

Es gab damals hier zwei Kinos, eins war " Cine Quick " und das andere " Cine Atlantik". Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wie die Frau hieß, die damals das " Cine Atlantik " führte, aber ich habe sie persönlich gekannt. 
Diese Frau lebte mit einem Mann zusammen, der war Deutscher, angeblich ehemaliger Pilot bei der deutschen Wehrmacht und hieß Herr R. 

Eines Tages gingen also mein Mann und ein Landsmann von ihm, auch Italiener, ins Kino, denn wir "alten Gesellinos“ wissen nur zu gut, dass es ja sonst keine Abwechselung hier gab. 
Man darf auch nicht vergessen, dass wir nur im Winter Zeit für Kinobesuche hatten, und dort gab es nur einen kleinen Kanonenofen, der natürlich nicht ausreichte und man saß mit Wolldecken bewaffnet im Kino.

Damals wurden immer zwei Filme gegeben, das war so Mode. Aber dabei war ein kleines Problem. Im Vorführraum gab es nur einen Projektor, und jeder Film bestand aus zwei bis drei Filmrollen. Wenn also eine Rolle abgespult war, mussten sich die Zuschauer in Geduld üben, bis die abgespielte Rolle wieder zurückgespult war, erst dann kam die nächste in den Projektor. 

Mein Mann und sein Freund saßen also im Kinoraum und warteten auf den Fortgang des Filmes, aber es geschah gar nichts,... der Raum blieb dunkel, lange Zeit. Die Zuschauer wurden ungeduldig, man hörte Protestrufe, es wurde gepfiffen, aber nichts passierte....

Dann sagte mein Mann zu seinem Freund: "Komm, wir gehen mal nachschauen, was da los ist!"
In der Projektor-Kabine angekommen, sahen sie die Bescherung! 

Aber dazu muss ich vorher noch etwas erläutern: Der Herr R. trank gerne hin und wieder mal einen über den Durst, und er war derjenige, der die Filme vorführte. 

Da lag also der Herr R. stockbetrunken auf dem Boden und war in den Filmstreifen total verwickelt! 


Die beiden "Helfer" haben, so gut es ging, den "Schaden" behoben, und dann ging die Filmvorführung endlich weiter.....

Margot O.



Samstag, 13. Juli 2013

78. Aus Schaden wird man klug


Siehe Beitrag Nr. 74

Nach dem ersten großen Unwetter, als das Wasser durch das Strohdach peitschte, wurden wir aus Schaden klug.

Der gute Wille war da, Fritz saß während seiner nächsten Ferien wieder auf dem Dach. 
Er hatte große Überseekisten (liftvans) gekauft und zimmerte aus dem Holz ein Zwischendach. 
Dadurch entstand ein Oberstock aber auch viel Durcheinander, denn er klopfte und hämmerte, während wir alle im Hause waren.
Ich sehe ein, dass ich manchmal ungerecht mit ihm war. 

Logisch, dass er in der kurzen Zeit, die er da war, fertig werden musste, aber die vier Kinder kamen auch aus dem üblichen Trott. 

Danach hatten wir aber viel mehr Platz. Auf den Boden von den neuen Zwischendecken wurden zuerst Matratzen gelegt. Später baute Fritz sehr hübsche eingebaute Holzbetten. 
Es wurde immer gemütlicher...

Wie oft habe ich später seine Arbeit bewundert!

Inge W.

Freitag, 12. Juli 2013

77. Der Ferienort Villa Gesell


verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr. 1

Der Geist der Utopie ist in Beton gegossen: 
Wo die Route 11 aus dem flachen Gras der Pampa kommt und auf die Siedlung zwischen Wäldern und Dünen trifft, ragt ein Totempfahl meterhoch aus dem Sand. Die Skulptur zeigt, was der Künstler sich unter Villa Gesell einmal vorgestellt hat: 
Familienglück, Natur und unbegrenzte Freiheit.

Der Ort, rund 400 Kilometer südöstlich von Buenos Aires, wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Seebad, eines von vielen im Osten Argentiniens. Im Zentrum der Kleinstadt kreischen Autoscooter, flimmern Neonreklamen, aus Nachtbars wummern Techno und Disko-Beat. Zur Ausnüchterung nach durchtanzten Nächten lockt die Brandung des Südatlantiks an mehr als fünfzig Kilometer Strand. 

Und dennoch: Mit den Sandstraßen, die im Zickzack zwischen den Hügeln verlaufen, mit den Prachtvillen und hölzernen Chalets in den Dünen unterscheidet sich Villa Gesell von den übrigen Seebädern der Umgebung. Das nahe gelegene Mar del Plata zum Beispiel ist allzu offensichtlich am Reißbrett entstanden. 

Villa Gesell hingegen wirkt wie organisch gewachsen. Und das, obwohl auch dieser Ort erst in den dreißiger Jahren gegründet worden ist - von einem Deutschargentinier namens Carlos Gesell. ... 

Fortsetzung folgt.




Donnerstag, 11. Juli 2013

76. Kiwis



Den Küstenstreifen von Villa Gesell kennen wir alle gut, auch die schönen kleineren Badeorte im Süden und im Norden.
Aber wie sieht es eigentlich landeinwärts aus? 

Dahin will Renate uns, Gerda und mich, mit dem Wagen hinfahren. Als Antonia, meine gute Hilfe, das hört, bittet sie mich um Kiwis von dort.
Kiwis?

Der lange Sandweg nach Westen führt uns an abgeernteten Soja- und Maisfeldern vorbei und rechts und links sehen wir auch Kühe weiden, Kamp, soweit das Auge reicht.

Dann kommen wir nach „Macedo“, einer alten, längst nicht mehr benutzten Bahnstation. Früher existierte eine Zugverbindung von Buenos Aires hierher.
In dem verfallenen Gebäude ist ein kleiner Kramladen und rings herum sind ein paar bescheidene Häuser. Renate fragt einen jungen Mann nach Kiwis und er zeigt uns eine größere Halle in der Nähe.

Große Überraschung! Dort fallen uns gleich riesige Stapel Kartons mit Kiwis auf, fertig für den Export nach Italien, und eine hochmoderne Sortiermaschine gleich neben Bergen von Kiwis.

Der junge Mann erklärt uns bereitwillig alles, was wir wissen wollen, und zeigt uns die große, hinter dem Gebäude liegende Kiwi-Plantage. Die Pflanzen sehen aus wie riesige Rebstöcke. Auf fünf weibliche muss immer eine männliche Pflanze kommen, da Kiwis „zweihäusig“ sind. Mächtige Bäume davor schützen sie vor dem rauen Seewind. Natürlich können wir auch einen Sack voll Kiwis erwerben.

Doch staunen wir nicht schlecht über die riesigen Schweine, die in der Nähe hinter einem Gatter in der Erde wühlen. Sie erscheinen uns fast so groß wie Kühe. Nie im Leben haben wir so enorme Schweine gesehen wie dort. Die ernähren sich fast ausschließlich von den aussortierten Kiwis!
Da die Größenverhältnisse auf einem Foto das nicht zeigen, muss Gerda nachhelfen!

Rosemarie W.





                                                                                                          Zeichnung: Gerda S.


Mittwoch, 10. Juli 2013

75. Paul Wolff, ein Pionier der ersten Zeit

siehe Beitrag  Nr. 62

Paul Wolff gehörte, wie schon in vorigen Beiträgen erwähnt, zu den ersten Pionieren von Villa Gesell. 
Er stammte aus meinem Heimatort Eden, aber als die Familie im Dritten Reich verfolgt wurde, konnte er sich nach Argentinien absetzen. Und wieder eine Edenerin, eine Kusine von Carlos Gesell, die in Buenos Aires lebte, konnte Paul zu Carlos nach Villa Gesell schicken, der ihm gleich half, in Argentinien Fuß zu fassen. 

Paul arbeitete zunächst bei Carlos und dann auch im Playa-Hotel, wo ich in meinem ersten Jahr mit ihm zusammen arbeitete. Meine Eltern hatten ihn schon in Eden kennen und schätzen gelernt.
Ja, er war dort buchstäblich "Mädchen für alles", wie Inge W. ihn schon beschreibt. Er kümmerte sich nicht nur um die Hotelgäste, die oft erst herangefahren werden mussten, sondern auch um die Wäsche vom Hotel, das Stromaggregat, alle Reparaturen im Hotel und vieles mehr. Zu meiner Zeit bediente er auch mal die Gäste des Hotels. Und die Einkäufe für die Hotelküche musste er erledigen und, als Vegetarier, sogar das Fleisch kaufen! 

Paul hatte sich auf dem Grundstück gegenüber der Kirche, jetzt Galerie Tasco, mit den damals schwer zu beschaffenden Materialien und primitiven Mitteln ein Häuschen gebaut. Ein Anbau existiert noch heute hinter der Galerie.

Auch uns gab er damals gute Ratschläge beim Bau unseres Hauses und packte mit an. Er war uns ein guter Freund, den Kindern ein lieber Onkel und kam als Junggeselle gerne mal zu einer Mahlzeit zu uns, auch zum „asado“ (Grillen), obwohl er dann nur Kartoffelsalat aß! 

Unsere Verbindung zu Paul ist auch, als er später nach Deutschland zurückkehrte, bis zu seinem Tode nie abgebrochen. 

Pauls Angehörige in Deutschland sind Opfer des Holocausts geworden. Zum Gedenken an diese jüdische Familie wurde in Eden der sogenannte „Pflasterstein“ vor deren Haus gesetzt. 

Dietlinde T.


Paul Wolff
Paul Wolff mit meinen vier Kindern

Dienstag, 9. Juli 2013

74. Die ersten Ferien im eigenen Haus


siehe Beitrag 71

Wollt ihr wissen wie es uns erging, nachdem meine Schwägerin Ilse und ich mit den vier kleinen Kindern endlich im Ferienhaus angekommen waren?

Ich sehe nur Windeln, Windeln und Windeln in maßlosen Mengen, die wir nach 12 Uhr nachts wuschen. Die Leine wurde vom Haus aus bis zu einer kleinen Trauerweide gespannt, die im Nachbargrundstück stand und heute ein großer wunderbarer Baum ist. 
Wegwerfwindeln gab es ja noch lange nicht.

Und überall Sand! Wasser gab es nur, nur wenn wir pumpten. Licht auch nur, wenn wir die die Lampe pumpten und mit viel Geduld warteten, bis der Spiritus erwärmt war, sonst brannte alles lichterloh!

Mit dem Herd hatten wir genau den gleichen Mist, das heißt dasselbe Problem. Wir waren ja Stadtkinder; eigentlich nur ich, denn Ilse hatte den Krieg in Deutschland miterlebt und war einiges gewöhnt. 
Also kochte Ilse den Milchbrei und ich spielte “hoppe, hoppe Reiter” mit Doris und Cali. 
Dieses Lied war wohl eine Vorahnung, denn Cali wurde mehrere Jahre später Hilfsreiter bei Sandelovsky in der Reitschule. Dazu erzähle ich später noch eine Geschichte.

Wir sind nicht so oft an den Strand gegangen, die Kinder hatten ja Sand genug ums Haus herum und eine große Blechwanne mit Wasser dazu.

Aber in einer Nacht kam ein dolles Gewitter und es regnete draußen, aber auch drinnen! Der Wind peitschte das Wasser mit Wucht durch das Strohdach. Es war schlimm!

Doch wie das Sprichwort sagt:
Nach dem Regen kommt wieder Sonnenschein. 

Inge W.


Zeichnung:
Gerda S.

Montag, 8. Juli 2013

73. Pferde in Villa Gesell, Schaden und Nutzen

                                                                               
In meiner ersten Zeit in Villa Gesell ließen die Pferdebesitzer ihre Tiere noch oft frei herumlaufen. Da kamen sie dann gerne in meinen Gemüsegarten, dessen Umzäunung nur aus Zweigen bestand. Die hielt die Tiere aber nicht davon ab, meinen mit viel Mühe herangezogenen Kohl und anderes Gemüse zu fressen. 

Auch bei meiner Schwägerin nebenan fraßen sie trotz Zaun und Tor, das auch schon mal dafür geöffnet wurde, nicht nur vom Rasen, sondern mit Vorliebe deren Krokusse im Winter! 
Zudem war es sehr ärgerlich, wenn Rasen und Blumen mit den Hufen zertrampelt wurden.

Aber es gab auch Nützliches von ihnen:
Das Pferd vom Milchmann, die Gäule anderer Karren und nicht zuletzt die Pferde von Tante Puppi, die mit ihren Reitschülern immer bei uns vorbeikamen, hinterließen auf der Straße ihre, für unseren Sandboden so wertvollen Pferdeäpfel!

Schnell war ich stets dabei, sie als Dünger für meine Pflanzen einzusammeln, ehe sie zerfahren wurden. 
Einmal kam gerade eine Schar Mädchen von bekannten Familien vorbei und ich schämte mich meiner Tätigkeit vor ihnen.

Doch die fanden das ganz in Ordnung! 
„Unsere Eltern machen das auch!“

Dietlinde T.


Zeichnung:
Gerda S.

Sonntag, 7. Juli 2013

72. Día del Inmigrante (Tag des Einwanderers)


Im vorigen Jahr, am 4. September, "Día del Inmigrante", wurden vier alte deutsche Einwanderinnen, die länger als 50 Jahre im Lande sind, von der „Municipalidad“ (Gemeindeverwaltung) von Villa Gesell zu einer Urkundenverleihung in die „Casa de Cultura“ (Haus der Kultur) eingeladen. Das waren Sonja, Dietlinde, Gerda und Rosemarie.

Natürlich waren auch andere, kleinere und größere Gruppen Einwanderer aus den verschiedensten Ländern dabei. Die beiden zahlenmäßig größten waren die Spanier und Italiener. 

Alles war sehr feierlich und schön gestaltet. Die einzelnen Nationalfahnen, immer zusammen mit der argentinischen, wurden von jungen Leuten hereingetragen und Ausschnitte aus den verschiedenen Hymnen gespielt. Dann gab es nette Aufführungen; angefangen von Darstellungen, wie schwierig oft das Leben der  Einwanderer am Anfang war, bis zu hübschen Tänzen, Liedern und Musikdarbietungen der einzelnen Volksgruppen. 

Alle geladenen Einwanderer bekamen Urkunden, die ihnen auf der Bühne einzeln und feierlich überreicht wurden. Darin werden die Betreffenden von der „Dirección Nacional de Migraciones“ (Direktion der Nationalen Einwanderungsbehörde) ausgezeichnet, für 
„die wertvollen Verdienste zur Entwicklung  des Landes“

Die vier Deutschen kamen nach dem Alphabet (Alemania) als erste dran. 

Was allen besonders gut gefallen hat, war ein Spruchband: 

 “Argentina nos recibe, Villa Gesell nos cobija”
       („Argentinien empfängt uns, Villa Gesell gibt uns Geborgenheit“)

Werden die Einwanderer in Deutschland auch so freundlich gefeiert?

Sonja T.
Dietlinde T.
Gerda S.
Rosemarie W.


                                                                                 

Samstag, 6. Juli 2013

71. So kamen wir an!

siehe Beitrag Nr. 69

Im August kam unser Sohn zur Welt und schon im Januar zogen wir in das rudimentäre Ferienhaus ein. 
Wenn man dies von der heutigen Perspektive beurteilt, war es eine ziemlich gewagte Sache.

Fritz und sein Bruder Ernst hatten während des Jahres an den Wochenenden noch im Innern des Häuschens einiges vervollständigt: ein Badezimmer, eine Wasserpumpe und eine Kochnische kamen dazu, und Fritz hat auch einen Tisch, Stühle und einen Leiterwagen gezimmert! 
Geschirr, Kochtöpfe, ein Spirituskocher und eine Gaslampe wurden angeschafft. Drei Betten waren schon da, also konnten wir einziehen!

So stiegen also meine Schwägerin Ilse und ich in den Omnibus „Anton“ ein: mit mehreren Koffern, einem "Ställchen" für Kleinkinder, meiner 4 jährigen Nichte Inge, meiner zweijährigen Heidi, und die Babys, Doris 7 Monate und Cali 6 Monate alt. 

Der Omnibus fuhr aber nur bis „Madariaga“ und dort sollten wir in einen Kleinbus umsteigen. Aber als wir im Morgengrauen ankamen, war der Anschlusswagen schon abgefahren. Was nun?

Nach langem Hin und Her ergatterten wir ein Taxi, das uns dann ans Ziel brachte. 
Eigentlich nicht ganz,  denn, als der Fahrer die sandigen neuen Straßen in Villa Gesell sah, wollte er nicht weiterfahren und hat uns mit all unseren sieben Sachen, Kind und Kegel stehen gelassen und uns noch nicht einmal geholfen, alles etwas weiter zu befördern. 

Nun standen wir da, mitten im Sand! Aber mit Lust und gutem Willen schafften wir es dann allein zum neuen Haus.......

Inge W.

Zeichnung:
Gerda S.

Freitag, 5. Juli 2013

70." Windy", das Piratenlokal


Dorthin gingen wir immer sehr gern, wenn wir den Vormittag am Strand verbracht hatten. Es sah so bunt und lustig aus und man konnte drinnen und draußen eine Menge Kurioses besichtigen.

Sogar die Bedienung war ausgezeichnet. Also liefen wir ein paar hundert Meter am Strand entlang nach Süden und kletterten eine Treppe hoch, setzten uns auf die Terrasse oder an eins der offenen Fenster, blickten aufs Meer und auf das quirlige Leben am Strand und bestellten meist einen köstlichen Salat mit „rabas“ (Tintenfischringen). 
Drinnen waren die Wände voll mit Schiffsandenken aus aller Welt und Schildern in allen Sprachen.

Noch bunter sah das Lokal von der Landseite aus! Da sah man eine künstliche Palme, einen Seelöwen, einen Seeräuber, im Ausguck einen Schiffsjungen, der sich sogar drehte und in die Ferne blickte, eine hübsche Sirene mit Fischleib, an einem Tisch saß unbeweglich ein alter Kapitän mit Pfeife und irgendwo stand sogar eine Nachbildung unseres Gründers Carlos Gesell. 

Bei der Aktion „Stranderhaltung in Villa Gesell" vor einigen Jahren musste auch unser „Windy“ abgerissen werden. Alle Lokale am Strand mit Fundamenten aus Stein- oder Betonmaterial verschwanden. Es durften nur noch Bauten auf Holzpfählen errichtet werden, die kein Hindernis für einen hohen Wellengang bildeten.
Und das war gut so, der Strand hat sich erholt und ist wieder breiter geworden.

Letztes Jahr wurde „Windy“ wieder aufgebaut, in ähnlichem Stil. Ob es noch das alte Flair hat? Ich war noch nicht dort.

Rosemarie W.

Olga, Gerda und Rita vor "Windy"

Enkelin Marianne mit Carlos Gesell
Gerda,  der alte Kapitän und ich

Donnerstag, 4. Juli 2013

69. Ein Haus im Eigenbau

(siehe Beitrag Nr. 64)

So wurde nun unser Häuschen gebaut. 

Im Januar 1950, in den Ferien, hat Fritz angefangen zu bauen. 
Noch nie hatte er eine Mauerkelle in der Hand gehabt. Schon das Jahr davor hatte er lange Gespräche mit Pablo Wolf, „das Mädchen für alles“ im Playa-Hotel,  und der half, überall wo Not am Mann war. 
Mit Wolfs guten Ratschlägen und einem kleinen Buch: “Wie baue ich mein Haus”, fing Fritz an. 

In dieser Zeit lag ich wieder im Bett, weil ich durch diese Maßnahme noch einmal versuchte, eine Schwangerschaft gut zu überstehen. 
Wir haben unser Vorhaben erfüllt. Ich konnte Cali austragen. Er kam gesund und munter auf die Welt. 

Fritz hatte in seinem Ferienmonat die vier Wände und sogar ein Strohdach geschafft. 
Die Bausteine mussten 80 Meter durch den Sand geschleppt werden. Die “paja brava”, die Halme für das Strohdach, hatte Fritz in den Niederungen geschnitten und herangetragen. 

Wir waren ein junges Ehepaar, hatten viel Enthusiasmus und nicht so viel Geld, wir mussten uns organisieren. Es hat eine Weile gedauert und viel Mühe gekostet, aber wir konnten hier bald sehr schöne Ferien verbringen.

Inge W.

Diese Aufnahmen hatte Fritz während der Bauzeit gemacht:




Mittwoch, 3. Juli 2013

68. Danka, eine Persönlichkeit


Danka war Polin und hatte ein Sommerhaus hier in Villa Gesell in unserer Nachbarschaft. Wir trafen uns öfter mal am Strand oder auf der Straße. Sie sprach Spanisch mit deutlich polnischem, und ich mit deutlich deutschem Akzent, trotzdem verstanden wir uns prächtig und unterhielten uns immer sehr lebhaft. 

Älter als ich, hatte sie während des Krieges in Polen unter der russischen, wie unter der deutschen Besatzung Schreckliches durchmachen müssen, aber immer wieder stellte sie fest, dass es für sie  „die Deutschen“, „die Polen“, „die Russen“ gar nicht gab, sondern nur Menschen, nette oder weniger nette, und wir verstanden uns so gut.

Sie war eine sehr gebildete Frau und ich amüsierte mich mehr als einmal, wenn sie unseren guten Freund Werner aus Königsberg, der, häufig bei uns zu Gast, gern mit seinen osteuropäischen Geschichtskenntnissen prahlte, stets klug und überlegen besser belehrte.

Da sie keinen Fernseher besaß, bat sie mich an dem denkwürdigen Tag, als der polnische Papst Argentinien besuchte, ob sie am Abend bei uns nur kurz die Nachrichten sehen könnte, denn sie hätte Besuch zu Hause.

Dieser Besuch war, wie sich dabei herausstellte, Isabel, die einzige Polin, die ich außer Danka in Argentinien auch kannte. 

Denn 1950 kurz nach unserer Ankunft in Buenos Aires wohnten mein Mann und ich ein paar Monate zusammen mit Isabel und ihrem Mann in einer gemeinsamen Wohnung in Floresta (Vorort von Buenos Aires). Die beiden waren nach den Kriegswirren aus England nach Argentinien verschlagen worden, ebenso wie wir aus Deutschland. Wir verstanden uns gut, allerdings sprachen wir damals jeweils paarweise oder zusammen verschiedene Sprachen: Polnisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und auch, wenn es gar nicht anders ging, Englisch.

Natürlich gab es am nächsten Tag bei Danka ein großartiges Wiedersehen mit Isabel in Villa Gesell! Und dabei konnten wir uns natürlich im inzwischen gelernten Spanisch bestens unterhalten.

Danka starb vor einigen Jahren, hochbetagt und unvergessen! 

Rosemarie W.

Dienstag, 2. Juli 2013

67. Reiten bei Tante Puppi


Wir verbringen unsere Sommerferien wieder in Villa Gesell und wieder fällt Enkelin Minilis Geburtstag in diese Zeit. Sie ist deswegen traurig, denn alle ihre Freundinnen können den Tag nicht mit ihr feiern. Wir trösten sie, backen eine herrliche Torte. Sie bekommt ein Meerschweinchen, was sie auch ganz glücklich in ihren kleinen Händchen drückt. Wir zünden die Kerzen an, singen ein Geburtstagslied. Aber unser Minilein ist doch nicht richtig glücklich.

Da fällt uns etwas ein: Wenn wir jetzt zu Tante Puppi gehen und reiten? Das ist eine gute Idee! Vergessen sind die Freundinnen, vergessen die „muffa“ (schlechte Laune) und los geht’s in das kleine Wäldchen am Boulevard Silvio Gesell.
Dort stehen die Pferde und junge Burschen, die die Pferde im Zaum halten. Dann kommt Tante Puppi. Wie fesch sie aussieht mit ihren Reitgamaschen und den langen blonden Haaren, die hinten aus der Mütze in einem langen Pferdeschwanz herausgucken.

Jetzt hopp – rauf auf die Pferde. Luci wählt ein weißes und das Geburtstagskind ein ganz zart braunes Pferd. Gleich sind auch Puppis Hilfsleute da und schwingen die beiden Mädchen auf die Pferderücken. Nun sind sie doch ein bisschen ängstlich, gucken sich unruhig um. Viele Kinder, auch kleinere als unsere Mädchen, sitzen vertrauensvoll auf dem breiten Pferderücken. 

Es geht los. Sie machen zuerst eine Runde auf der kleinen Waldwiese, ein Pferd marschiert hinter dem anderen her und in einer langen Reihe traben sie zum Strand. Jedes Mal, wenn sie eine Straße überqueren müssen, reitet Tante Puppi voraus, stellt sich mit ihrem Pferd quer auf die Straße, hält die Reitpeitsche weit von sich gestreckt und alle Autos halten. Die lange Reihe der Pferde trabt langsam an ihr vorbei. Die kennen das schon! Hat der letzte Gaul die Straße passiert, steckt Tante Puppi die Reitpeitsche ein und holt schnell die lange Reihe wieder auf. Sie reitet vor und zurück und hat jeden ihrer kleinen Reitschüler im Blick. Wehe, wenn einer nicht spurt! Sie kann auch schimpfen. Das auch!

Ich weiß nicht, wie lange sie weg waren, aber als sie wieder zurückkamen, strahlten alle, besonders unsere zwei. 
Es wurde so für unser Minilein ein herrlicher Geburtstag und die Feier mit all den Freundinnen haben wir kurz vor dem Schulanfang nachgeholt.


Luci

Mini

Tante Puppi


Tante Puppi feiert in diesem Jahr ihr 50 jähriges Reiterjubiläum! 
Unsere allerherzlichsten Glückwünsche, liebe Tante Puppi!

Gerda S.



Montag, 1. Juli 2013

66. Wo sind die Kröten geblieben?


Ich lebe seit 14 Jahren in Villa Gesell und habe nie eine Kröte gesehen. Ich glaubte immer, hier gäbe es des Sandes wegen keine. Doch lest mal, was Margot berichtet:

Ich hatte lange Zeit eine Kröte im Garten, die in einem Erdloch wohnte, sooft ich daran dachte oder konnte, habe ich sie immer begrüßt. Das war so:

Ich ging in die Hocke, steckte meinen Zeigefinger ins Loch und rief " sapito, sapito, sapitooooo!  (Krötchen, Krötchen, Krötchennnnn!)“ 

Ob ihr es nun glaubt oder nicht, die Kröte kam zuerst ganz zaghaft aus ihrer Behausung. Ich kraulte sie an der Nase, nach und nach kam sie mehr und mehr heraus, und zuletzt steckten nur noch ihre Hinterbeine im Loch. Ich kraulte sie von der Nasenspitze bis zum Hinterteil, immer hin und her, es war sichtlich, dass ihr das gefiel, denn sie gab so ein komisches " krua, krua, krua“  von sich.

Na ja, jeder Mensch hat einen Vogel, ich liebe nun mal die Tiere und die Natur im Allgemeinen. Deswegen hat mir ja Villa Gesell vom Anfang an so gut gefallen. Kröten gab es in Unmengen, besonders vor einem großen Sturm. Dann gab es wohl mehr Kröten als Einwohner. 

So erlebte ich es auch, als ich eines Abends bügelte und ein Gewitter im Anzug war. Ich hatte die Türe offen, denn es war sehr warm. Da bemerkte ich irgendwas auf meinem Fuß. - Ja, es war eine Kröte! Schnell habe ich dann die Türe zugemacht und alle Kröten gezählt, die in der Küche waren. Es waren 26 an der Zahl!!!

Margot O.



Wo sind nur die Kröten geblieben? Wir vernichten mit Chemikalien alles Ungeziefer und den Pilzbefall  der sich auf unseren Pflanzen befindet. Haben wir  damit auch unsere Kröten vernichtet? 
Gerda S.