Mittwoch, 10. Juli 2013

75. Paul Wolff, ein Pionier der ersten Zeit

siehe Beitrag  Nr. 62

Paul Wolff gehörte, wie schon in vorigen Beiträgen erwähnt, zu den ersten Pionieren von Villa Gesell. 
Er stammte aus meinem Heimatort Eden, aber als die Familie im Dritten Reich verfolgt wurde, konnte er sich nach Argentinien absetzen. Und wieder eine Edenerin, eine Kusine von Carlos Gesell, die in Buenos Aires lebte, konnte Paul zu Carlos nach Villa Gesell schicken, der ihm gleich half, in Argentinien Fuß zu fassen. 

Paul arbeitete zunächst bei Carlos und dann auch im Playa-Hotel, wo ich in meinem ersten Jahr mit ihm zusammen arbeitete. Meine Eltern hatten ihn schon in Eden kennen und schätzen gelernt.
Ja, er war dort buchstäblich "Mädchen für alles", wie Inge W. ihn schon beschreibt. Er kümmerte sich nicht nur um die Hotelgäste, die oft erst herangefahren werden mussten, sondern auch um die Wäsche vom Hotel, das Stromaggregat, alle Reparaturen im Hotel und vieles mehr. Zu meiner Zeit bediente er auch mal die Gäste des Hotels. Und die Einkäufe für die Hotelküche musste er erledigen und, als Vegetarier, sogar das Fleisch kaufen! 

Paul hatte sich auf dem Grundstück gegenüber der Kirche, jetzt Galerie Tasco, mit den damals schwer zu beschaffenden Materialien und primitiven Mitteln ein Häuschen gebaut. Ein Anbau existiert noch heute hinter der Galerie.

Auch uns gab er damals gute Ratschläge beim Bau unseres Hauses und packte mit an. Er war uns ein guter Freund, den Kindern ein lieber Onkel und kam als Junggeselle gerne mal zu einer Mahlzeit zu uns, auch zum „asado“ (Grillen), obwohl er dann nur Kartoffelsalat aß! 

Unsere Verbindung zu Paul ist auch, als er später nach Deutschland zurückkehrte, bis zu seinem Tode nie abgebrochen. 

Pauls Angehörige in Deutschland sind Opfer des Holocausts geworden. Zum Gedenken an diese jüdische Familie wurde in Eden der sogenannte „Pflasterstein“ vor deren Haus gesetzt. 

Dietlinde T.


Paul Wolff
Paul Wolff mit meinen vier Kindern

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