verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten
Aus : „Die Zeit“
1997 Nr. 3
siehe Beitrag Nr. 77 und Nr. 82
Heute allerdings säumen auch große Hotels den Strand. Zur
Hochsaison planschen mehr als 100 000 Badegäste in der Brandung. Dann
verwandelt sich die Avenida 3, die Geschäftsstraße von Villa Gesell, in eine
Fußgängerzone, wo sich Abertausende in der glühenden Hitze an Boutiquen und
Bistros vorbeidrängen - eine einzige Sommerparty für die Jugend der besseren
Kreise aus Buenos Aires.
Dabei hatte alles ganz anders angefangen. Carlos Gesell, der
zusammen mit seinem Bruder erfolgreich eine Kinderwagenfabrik betreibt, erfährt
1931, daß südlich des mondänen Mar del Plata ein Stück Land günstig zu haben
sei. Es handelt sich um eine schlauchförmige Fläche, die sich an zehn Kilometer
Strand mit einer Breite von 1600 Metern erstreckt. Es sind Wanderdünen. Sand,
nichts als fliegender Sand.
Gerade das ist es aber, was Gesell fasziniert. Bei seinem
letzten Besuch in Europa hat er Ostende besucht, das belgische Seebad in den
Dünen, das drüben, in der Alten Welt, gerade en vogue ist. Gut erinnert er sich
auch an die Kindheit, die er mit seinem Vater Silvio in einer Schweizer Kommune
verbracht hatte. Und war er selbst nicht in der Reformkolonie Eden bei Potsdam
seiner Frau Marta begegnet?
Wie wäre es also, sich nach diesen Vorbildern ein
privates Ferienrefugium in Argentinien zu schaffen?
Don Carlos stellt sich den endlosen Strand vor, die Brecher
vom Südatlantik und hoch darüber ein Häuschen und ein weiteres für die
Beschäftigten seiner Firma Casa Gesell. Im Frühling 1932 bricht er zur ersten
Expedition auf. Hunderte von Bäumen will er in die Dünen pflanzen.
Gegen den
Widerstand seines geschäftstüchtigen Bruders beginnt er auch mit dem Bau des
Familienhauses, einer hölzernen Pagode, die nach ihrer Fertigstellung im Sommer
einsam in den Dünen thront: Rundum gibt es nichts.....
Das erste Familienhaus |
und heute..... |
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