Dienstag, 6. August 2013

86. Der Ferienort Villa Gesell -3


verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr. 3

siehe Beitrag  Nr. 77 und  Nr. 82

Heute allerdings säumen auch große Hotels den Strand. Zur Hochsaison planschen mehr als 100 000 Badegäste in der Brandung. Dann verwandelt sich die Avenida 3, die Geschäftsstraße von Villa Gesell, in eine Fußgängerzone, wo sich Abertausende in der glühenden Hitze an Boutiquen und Bistros vorbeidrängen - eine einzige Sommerparty für die Jugend der besseren Kreise aus Buenos Aires.

Dabei hatte alles ganz anders angefangen. Carlos Gesell, der zusammen mit seinem Bruder erfolgreich eine Kinderwagenfabrik betreibt, erfährt 1931, daß südlich des mondänen Mar del Plata ein Stück Land günstig zu haben sei. Es handelt sich um eine schlauchförmige Fläche, die sich an zehn Kilometer Strand mit einer Breite von 1600 Metern erstreckt. Es sind Wanderdünen. Sand, nichts als fliegender Sand.

Gerade das ist es aber, was Gesell fasziniert. Bei seinem letzten Besuch in Europa hat er Ostende besucht, das belgische Seebad in den Dünen, das drüben, in der Alten Welt, gerade en vogue ist. Gut erinnert er sich auch an die Kindheit, die er mit seinem Vater Silvio in einer Schweizer Kommune verbracht hatte. Und war er selbst nicht in der Reformkolonie Eden bei Potsdam seiner Frau Marta begegnet? 

Wie wäre es also, sich nach diesen Vorbildern ein privates Ferienrefugium in Argentinien zu schaffen?

Don Carlos stellt sich den endlosen Strand vor, die Brecher vom Südatlantik und hoch darüber ein Häuschen und ein weiteres für die Beschäftigten seiner Firma Casa Gesell. Im Frühling 1932 bricht er zur ersten Expedition auf. Hunderte von Bäumen will er in die Dünen pflanzen. 

Gegen den Widerstand seines geschäftstüchtigen Bruders beginnt er auch mit dem Bau des Familienhauses, einer hölzernen Pagode, die nach ihrer Fertigstellung im Sommer einsam in den Dünen thront: Rundum gibt es nichts.....


Das erste Familienhaus 

und heute.....

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