Sonntag, 29. September 2013

112. „Cuento del tio“ (Onkelgeschichte)



Dies ist eine typische Betrugsgeschichte mit alten Leuten und  erzählt zur Warnung  für alle unsere Leser.

 Der arme Willy B. ist vor einigen Tagen Opfer von so einem betrügerischen Paar geworden, das alte oder ältere Leute mit dem typischen "cuento del tio" (Onkelgeschichte) einwickeln.  Sie hätten Geld für den Sohn oder die Tochter, was sie schulden und zurückgeben wollten und so weiter, und so weiter. Ich bin ja auch selbst einmal fast, aber nur fast darauf reingefallen.

Jedenfalls muss dieses Pärchen gesehen haben, dass  Willy  Geld aus dem Automaten der Bank geholt hat, denn sie standen mit dem Auto vor der Bank, quatschten ihn an, luden ihn freundlich ein, ins Auto zu steigen, denn alte Leute würden ja so oft überfallen!

Er ist auch eingestiegen und die beiden meinten dann, immer weiter sehr freundlich, er solle doch seine Brieftasche hergeben, sie würden dann das Geld für den Sohn hineinstecken, was er auch tat.

Nur hatte er leider auch noch 500 Dollar Devisen  im Portemonnaie, die er eigentlich noch umtauschen sollte, die waren dann natürlich auch futsch.

Nicht genug damit, haben sie ihm auch noch die Armbanduhr und seinen Ehering abgenommen, ich weiß auch nicht,  unter welchem Vorwand,  und ihn nach Hause gefahren. Er sollte doch seine Frau holen, damit sie sie auch noch begrüßen könnten.

Bis dahin hatte Willy immer noch den Glauben,  es seien sehr nette, freundliche Menschen, die ihm da begegnet waren. Erst als er vor seinem Haus  abgesetzt wurde und seine Frau holen wollte, dämmerte ihm, dass er Betrügern auf den Leim gegangen war.

Er ging zurück, aber das Pärchen war natürlich längst über alle Berge! …


Ruth H.


Freitag, 27. September 2013

111. Die neuen Nachbarn, Plan Galopante und die Eduardos.



Um 1970 hatte Don Carlos Gesell den “Plan Galopante” (Schnell-Bauplan mit sehr günstigen Bedingungen) ausgeheckt.  Es musste sofort gebaut werden.  Dadurch wurde  sehr viel verkauft und gebaut. 

Das war eine gute Idee, aber leider verschwand unsere idyllische Ecke bald.

Den Landvermessern gab Don Carlos genau uns gegenüber neues Bauland und die Familien Funhoff und Cremonesi wurden unsere Nachbarn und bauten ihre Häuser.

Villa Gesell wuchs  und unsere Kinder wuchsen auch, neue Interessen und Freundschaften kamen dazu.

So begann der Sommer der „Eduardos“. Der Zufall war, dass alle neuen Freunde von meiner jüngsten Tochter und deren Freundinnen Eduardo hießen. Es war der Sommer, in dem auch  ein Eduardo, den Badestrand „Luna Roja” (Roter Mond) aufmachte. Er ist heute auch noch da! Damals war er ein gutaussehender junger Bademeister und die kleinen Mädchen waren alle begeistert von ihm.
Und bei unseren neuen Nachbarn Cremonesi waren gleich zwei Eduardos, ein Sohn und ein Freund. Bei Fischers war auch ein Nachbar, der Eduardo hieß.

Häuser wuchsen wie Pilze aus dem Boden und Freundschaften für unsere Mädels auch.
Im  “Monopoly- Jahr“ war meine jüngste Tochter alleine in Villa Gesell, Alleinherrscherin im Haus. Also wurde das Frage- und Antwortspiel „Monopoly“, das sehr in Mode war,  bis spät in die Nacht gespielt.

Ein neuer „Plan Galopante“- Nachbar war auch mit von der Partie, eigentlich noch ein kleiner Junge, sehr viel jünger als alle anderen, aber er klebte wie eine Briefmarke an der Gruppe. Er war aber auch ein Wunderknabe, gewann jeden Abend und wusste alle Fragen, darum bekam er den Spitznamen „Jaimito”. Am Strand spielte er auch beim Volley-Ball mit. Heute ist er ein angesehener Familienvater, spielt immer noch gerne und stundenlang Volley  und wird immer noch von allen „Jaimito“ genannt, obwohl er eigentlich Claudio heißt.

 Mein jüngster Enkel und sein jüngster Sohn sind von klein auf engste Freunde. Für mich ist er jetzt ein treuer Helfer, der immer zur Stelle ist, wenn ich mal was brauche.

Inge W.
                                          
Plan Galopante 1970

Mittwoch, 25. September 2013

110. Oma im Weihnachtsbaum


In den Siebziger Jahren

Am 30. November begannen damals  die Sommerferien in Buenos Aires, und wir zogen dann für drei Monate zu den Großeltern nach Villa Gesell.

Vor Weihnachten ging die ganze Familie mit einem Beil bewaffnet und begleitet von Hund und Pferd, die ja nicht angebunden waren, in die Dünen. 

Dort wurde ein Kasuarinen-Ast nach vielem Begutachten ausgemacht, denn man wollte ja dem Baum nicht schaden. Meistens war er sehr mickerig, aber voller Freude wurde der meist ziemlich windschiefe Ast dann geschmückt.

Und so standen wir dann mit den Großeltern vor unserem Schmuckstück und begannen das Lied: „Stille Nacht“.
Ich werde bis heute immer sehr wehmütig, wenn ich das Weihnachtslied höre und Oma weinte stets ein paar Tränchen. 

Unserem Schäferhund Rocky kam das aber sehr beunruhigend vor.

Und so geschah jedes Jahr dasselbe: Rocky suchte sich immer unsere Oma aus, fuhr mit seiner kalten Nase unter ihren Rock,  gab ihr einen Schubs und Oma landete im Weihnachtsbaum.

Heute sind die Großeltern nicht mehr da, aber wenn das Lied „Stille Nacht“  zu Weihnachten erklingt, müssen Ane und ich immer schmunzeln.

Weihnachten in Villa Gesell bleibt für immer so in unserem Gedächtnis.

Ruth P.


Zeichnung: Gerda S.

Montag, 23. September 2013

109. Der Ferienort Villa Gesell – 7 - Ende

verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr.7   Ende
siehe Beitrag  Nr. 77, Nr. 82,  Nr. 86, Nr. 94, Nr. 99, Nr. 105

…Für seine Vision plündert Don Carlos immer wieder seine Privatschatulle: Fünfzig Hektar Land stiftet er für einen Golfplatz, mehr Land noch für einen Busbahnhof. Außerdem bezahlt er die moderne Baumschule, den Ausbau und Unterhalt der Straßen und die Verwaltung der Stadt. Reich wird er nicht dabei, aber zufrieden. Und sein Glück will er bestätigt wissen. "Nun, wie gefällt Ihnen meine Stadt?" fragt er jeden Besucher.

Dabei ist Utopia schon wieder im Wandel: Die Ferienhausbesitzer verlangen, dass die Zufahrt zur Stadt asphaltiert wird, sie denken an Fortschritt, Geld und noch mehr Touristen. 

Gegen den Widerstand des weitsichtigen Patriarchen wird die Teerstraße durch den Sand trassiert, in der Folge setzt der Massentourismus ein. Statt des Kulturbürgertums kommen nun immer mehr sonnenhungrige Großstädter. Diese neuen Urlauber begeistern sich kaum für Pinienwälder oder gar die Einsamkeit der Dünen. Was sie nach Villa Gesell führt, das ist die schnelle Verkehrsanbindung, der breite Sandstrand, die Vergnügungsmeile Avenida 3.

Carlos Gesell zieht sich aus seiner Stadt zurück. Aber immerhin: Endlich wird der Verstoßene, der "Verrückte der Dünen", auch offiziell geehrt. Drei Staatspräsidenten besuchen ihn in seinem Strandhaus, und 1971 bekommt er zu seinem achtzigsten Geburtstag, neben zahlreichen anderen Auszeichnungen, auch das deutsche Bundesverdienstkreuz verliehen als Anerkennung für die Gründung seines Badeorts.

Heute, fast zwanzig Jahre nach seinem Tod, ist das Historische Museum des Ortes Don Carlos gewidmet. Es ist seine alte Pagode in den Dünen, die noch immer überraschend modern anmutet. Seit das Erbe des Patriarchen in eine staatliche Stiftung übergegangen ist, werden seine Baumschule und das Museum weitergeführt, um den Gedanken von einst zu erhalten.

Und dann gibt es auch noch jenen Zipfel Land, der besser als jedes Museum an Don Carlos erinnert: Rosemarie, seine Tochter, führt dort einen Campingplatz, weit draußen im Süden. Hier, wo die "Sommerschwalben" nur zur Hochsaison einfallen, lässt sich in den übrigen Monaten des Jahres noch einmal die Atmosphäre von damals spüren: die Stille, natürliche Poesie und Kultur des alten Villa Gesell. Ein Rest von Utopia, fernab des Rummels.
Camping Bubi
Villa Gesell heute






Samstag, 21. September 2013

108. Straßenumbau 2007


Erika B., eine Blog-Leserin aus Californien  war im Jahre 2007 zwei Tage in Villa Gesell.  Sie schreibt:

„Im Oktober 2007 fuhren wir im Bus nach Pinamar;  in Villa Gesell war noch keine Saison und man konnte kein Auto mieten. Wir wohnten direkt am Ozean nur wenige „cuadras“ (100 m) vom Haus „Is Lun“ (von Inge W.) 

Im Pueblo (Ort)  wurden gerade die Straßen umgebaut!“

Ja, im Jahre 2007 wurde der Hauptstraße „Avenida 3“ ein ganz neues Gesicht gegeben.  Alle über die Straße hinausragenden Reklameschilder mussten entfernt werden, eine ganz neue Beleuchtung  wurde angebracht,  der berühmte Baum, eine große Araukarie, wurde mitten auf der Straße, an der höchsten Stelle der leicht hügeligen „Avenida“ eingepflanzt, die Bürgersteige mussten nivelliert werden, das heißt, dass die meisten Stufen verschwanden und  rollstuhltauglich gemacht wurden.

Und das Wichtigste und Interessanteste: Der Asphalt verschwand und machte Pflastersteinen Platz, die so verlegt wurden, dass in den Rillen das Regenwasser in den Sand versickern kann. So gibt es auch bei großem Platzregen keine überschwemmte Hauptstraße mehr.

Unsere „Avenida 3“, die an Sommerabenden immer zu einer sehr belebten und beliebten Fußgängerzone wird, ist richtig schön geworden!


Rosemarie W.
Foto von Erika B.











Foto von Erika B.
























Donnerstag, 19. September 2013

107. Feuerspiele


Siehe Beitrag 102

(etwa 1960)

Unsere nächsten Nachbarn waren Fischers. 

Eines Tages sah Mama Fischer, dass am Abhang der Düne ihr Sohn Alfi, mein Sohn Cali und mein Neffe Bernd am Abhang der Düne zwischen den Sträuchern Feuer machten. 

Sie holte Alfi sofort nach Hause und  schickte Puppi, (die spätere Tante Puppi), Alfis Schwester, zu uns.

Mein Vater und Fritz, mein Mann, waren zu Hause und holten die Missetäter sofort von der Düne und ihren Feuerspielen ab.

Nachdem mein Mann den Jungen  erklärt hatte, welche Folgen so ein Feuer haben könnte, bekam sein Sohn eine Tracht Prügel. So sahen die Strafen früher aus.

Mein Vater wollte wissen, warum Bernd nicht auch seine Strafe bekäme..

Fritz meinte: “Weil er nicht mein Sohn ist!”

Darauf mein Vater: “Aber mein Enkel!” und da bekam auch Bernd seine Strafe in Form einer Tracht Prügel.

Inge W.

Zeichnung: Gerda S.



Dienstag, 17. September 2013

106. Rubio, Anes Pferd


Wir waren während der Kinderjahre meiner Tochter Ane immer  in den Sommer- und Winterferien bei den Großeltern in Villa Gesell. Morgens traf sich die Jugend der Norte-Schule und später der Goethe-Schule von Buenos Aires am Strand zum Schwimmen und Volleyball-Spiel.

Eines Tages kam meine Tochter zum Opa und sagte: „Opa, ich hätte so gern ein Pferd!“ Sie hatte schon als kleines Mädchen bei Herrn Sandolowsky Reitunterricht genommen, zusammen mit Tante Puppi.

Opa beschloss also: „ Wir werden ein Pferd kaufen!“ 
Das war gar nicht so einfach, denn die Pferde hier waren keine Reitpferde und ziemlich wild. Rubio, ein früher sehr bekanntes, aber total misshandeltes Pferd wurde gekauft. 

Kein männliches Wesen konnte in seine Nähe kommen und Ane saß mehr auf der Erde, als auf dem Pferd. Sie wollte nach links, das Biest ging nach rechts, oder es ging einfach hoch. Ane war lange geduldig, bis sie eines Tages  wieder auf der Erde saß. Da hat sie Rubio angeschrien: „Jetzt ist Schluss!“



Und siehe da, er wurde zwar nicht zahm, aber er gehorchte, allerdings nur ihr.


Es waren so schöne Zeiten! Am Nachmittag trafen sich alle Mädchen: Helga, Imme, Dana, u. a.  vor Opas Haus zu Pferd und  begleitet von ihren Hunden ritten sie ans Meer oder in die Dünen.
Eine gesunde naturverbundene Jugend! Und diese Sommermonate werden für alle unvergessen bleiben.

Ruth P.

Zeichnung: Gerda S.

Sonntag, 15. September 2013

105. Der Ferienort Villa Gesell - 6


verdankt seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr. 6
siehe Beitrag  Nr. 77, Nr. 82,  Nr. 86, Nr. 94 und Nr. 99


.Fünf Jahre später sind die Pinien schon weithin sichtbar, die Zufahrt ist befestigt, ein neues Hotel steht am Meer, eine eigene Baumschule. 
Sogar das Fundament für eine künftige Grundschule existiert. Und das alte Haus der Familie ist nun bereits so dicht von Bäumen umstanden, dass die Lichtzeichen des Leuchtturms es kaum noch erreichen.

Erste Grundstücke werden billig an interessierte Siedler verkauft. Bald gibt es einen Krämerladen für die achtzig Pioniere, die hier in den Dünen ein neues Leben beginnen, ein Leben, das sich aus Werten wie Natur, Einfachheit, Nachbarschaftshilfe begründet. Als dann auch noch ein Lehrer ins Dorf kommt, den Carlos Gesell aus seiner eigenen Tasche bezahlt, ist die Zukunft der kleinen Siedlung gesichert.

Ab den fünfziger Jahren verkehrt ein Omnibus von der nahe gelegenen Eisenbahnstation nach Villa Gesell, wie die Stadt jetzt abgekürzt heißt. Ansonsten ist Don Carlos seinen Idealen treu geblieben: Im Ort herrscht Rauchverbot, Alkohol ist nur an Festtagen erlaubt, das Glücksspiel verboten. Die einzige Sucht, die der Gründervater sich gestattet, ist die Arbeitswut: Von sechs Uhr früh bis tief in die Nacht gibt er alles, tut er alles für seine Stadt.

Heute noch zeigt sich, dass Villa Gesell einmal in funktionelle Zonen unterteilt worden ist: Im Barrio Norte, wo die Villen im europäischen Stil wie nostalgische Reminiszenzen wirken, gibt es kaum ein Geschäft. Noch immer sind die meisten Läden entlang der Avenida 3 angesiedelt, der von Carlos Gesell geschaffenen Einkaufsstraße. Im pittoresken Stadtteil Pinar liegen Blumengärten und Parks, Tennisplätze und Kleinkunstbühnen.

Künstler kommen seit den sechziger Jahren nach Villa Gesell. Der weltberühmte Geiger Ljerko Spiller gibt Mondscheinkonzerte im Amphitheater, wo heute während der Saison Chöre aus ganz Argentinien singen. Die Photographin Matilde Böhm, die das Entstehen des Ortes dokumentiert, eröffnet einen eigenen Laden. Und Don Carlos beginnt im Winter ein kleines Kino zu betreiben, das nur aus ihm und seinem Projektor besteht. Er will lediglich instruktive Dokumentarfilme zeigen, ein ehrgeiziges Projekt, das gegen die kommerzielle Konkurrenz natürlich nicht lange bestehen kann.

Alles in allem jedoch kann Don Carlos zufrieden sein: Die Stadt hat Charakter. Das liberale Bürgertum weiß es zu schätzen; man gibt sich weltoffen, kulturfreundlich, sportbegeistert. Carlos Gesell, der Träumer und Erfinder, sieht sein Utopia entstehen. 

Voller Begeisterung entwirft er eine Mole, die heute noch weit hinaus in den Atlantik ragt. Gestützt von fünfzehn Meter hohen Betonträgern, streckt sie sich auf 150 Meter Länge ins offene Meer. Dort zu sitzen kann ein Erlebnis sein: Tief unten peitscht die Gischt gegen die Pfeiler, während weit draußen die Sonne im Meer aufgeht - und die Angler bei einem starken Kaffee von ihrem letzten großen Fang schwärmen. Einmal einen Schnapperfisch zu fangen, das ist der Traum eines jeden……

Fortsetzung und Ende folgt



erste Grundschule



                                                                                                                                                                                       
die Mole

Freitag, 13. September 2013

104. Der verlorene Ring im Sand


 Fortsetzung von Nr. 103 Autofahrt am Strand 1951 

Nun will ich auch noch von einer anderen Episode berichten, die ein wenig aus dem Rahmen des Üblichen fällt. 

 Wir waren schon einige Tage in Villa Gesell, machten jeden Abend einen kleinen asadito (Grill), tranken ordentlich und ließen im Übrigen den lieben Gott einen guten Mann sein. 

 Eines Nachts beschlossen wir, mein Freund und ich, vor dem Schlafengehen ein "chapuzon" (Bad) im Meer zu nehmen, um dem genossenen Alkohol ein wenig entgegen zu wirken. 

 Wir kamen ans Meer und, kaum zu glauben, das Meer brannte!!! (Für Betrunkene natürlich, denn es handelte sich um Meeresleuchten!) 

 Was machen zwei mehr oder weniger alkoholisierte Jünglinge in Anbetracht des brennenden Meeres? Sie ergreifen Vorsichtsmaßnahmen, richtig! Das soll man so machen! Aber was für Vorsichtsmaßnahmen? Gute Frage! Einer von uns meinte, es sei gefährlich, mit einem goldenen Ring in das brennende Meer zu steigen! Denn ich trug einen mit dem Familienwappen meiner Mutter am Finger. Der andere war der gleichen Meinung und hocherfreut, weil wir die richtige Lösung gefunden hatten, wurde der Ring ausgezogen und nachts um 2 Uhr in den Sand gelegt. 

 Wir gingen ins Meer und wurden von den Wellen ordentlich herumgeworfen, kamen irgendwo wieder heraus und mussten nun unsere Sachen sammeln. 

 Wo war der Ring? Was machen Besoffene, wenn sie nachts um 2 Uhr am Strand im Sand einen goldenen Ring suchen? Sie zünden Streichhölzer an, richtig! So wurde also gesucht, man sah überall brennende Streichhölzer, die natürlich bei dem Wind sofort ausgingen. 

 Nun kommt aber das Unglaubliche, der Ring wurde gefunden! Wie, das wissen die Götter! Es ist keine Frage, Betrunkene haben einen "dios aparte, el dios de los mamados“ (einen besonderen Gott, den Gott der Trunkenen)! 

Ich steckte meinen Ring wieder an den Finger, als wäre es die natürlichste Sache der Welt und ab ging es zum Schlafen. 

 Am nächsten Morgen wurde uns klar, was wir angerichtet hatten! Glück ist schon kein Wort mehr dafür. Den Ring habe ich heute noch! 

 Nach ungefähr einer Woche ging es dann weiter nach Mar del Plata, dort blieben wir noch zwei Tage und besuchten natürlich auch das Casino. 
Nie werde ich den Anblick der Spielsäle vergessen, die ich von früher in Erinnerung hatte: Das fein angezogene Publikum, viele Damen in langen Kleidern… 
Jetzt unter der Regierung von General Peron konnte jeder so ins Casino gehen, wie er wollte, einige sah man sogar in Alpargatas (Stoffschuhen). 

Ja, mit dem alten Argentinien war es zu Ende! 
Anschließend fuhren wir über Balcarce und Tandil zurück nach Buenos Aires.

  Alfredo P.



Meeresleuchten












Zeichnung: Gerda S.



Mittwoch, 11. September 2013

103. Autofahrt am Strand 1951





Am 1.1.1951,  morgens um 11 Uhr in Buenos Aires,  zerre ich meinen Freund aus dem Bett, um ihn in meinen Ford A Modell 1928 (Voiturette) zu verfrachten. Der Kerl hatte sich in der Neujahrsnacht krumm und lahm gesoffen und war zu nichts zu gebrauchen.

Wir hatten die Absicht,  mit meinem „cachirulo“ (Auto) eine Reise an die Küste zu unternehmen, oder auch nach Sonstwo, wo es uns nun gerade hinführen würde. 

Also ging es los und wir zuckelten  ganz friedlich mit unserem Ford A so langsam durch La Plata, nachher  nach Magdalena, und als die Sonne unterging,  machten wir am Wegesrand halt,  um zu übernachten. Mein Freund war halbwegs zu den Lebenden zurückgekehrt, aber kaum fähig irgendetwas zu tun.


Wir bauten unser Zelt auf, ein Sonnenzelt,  also die guckten die Beine vorne heraus). Vorher  machte ich einen kleinen „asadito“ (Grill), und wir legten uns schlafen.
Es war ein einmaliges Erlebnis, am Straßenrand unter den Sternen, die Nacht in der Pampa. Das werde ich nie vergessen….

Am nächsten Tag wurde zuerst, wie üblich,  „mate“ (Mate-Tee) getrunken, und weiter ging die Reise, alles auf Erdstraßen natürlich, aber dafür war ja der Ford A besonders geeignet.

Wir kamen nach Grl. Lavalle, wo wir zu Mittag aßen, und dann ging es  zwischen Wasserstellen über miserable Wege nach San Clemente.
Damals waren da nicht mehr als ein paar Häuser ohne Bäume, aber mit einem kleinen Hotel, in dem wir übernachteten. Dort blieben wir zwei Tage, weil es uns gut gefiel. Mein Freund faselte ständig von seiner „novia“ (Braut) und schrieb ihr endlose Liebesbriefe im Sand am Strand.

Die Hotelbesitzer rieten uns, als wir unsere Absicht äußerten, nach Villa Gesell weiter zu fahren, nicht auf den miserablen Erdwegen über Madariaga zu reisen, sondern kurzerhand den Strand bei Ebbe zu nehmen. Sie sagten uns, wir würden auf dem harten Sand direkt am Meer eine wunderbare Fahrt machen, und wir nahmen den guten Rat erfreut an.

So wurde mit der Hilfe etlicher Nachbarn der Ford A durch den weichen Sand ans Meer geschubst, und los ging es mit voller Fahrt, 60  Stundenkilometer, mehr ging nicht, aber auf dem nassen harten Sand war es eine Gloria!

Ohne Probleme kamen wir nach einigen Stunden erst nach Pinamar und dann nach Villa Gesell, wo wir mit großem Jubel und als "bichos raros" (komische Wesen) empfangen wurden. 

Wieder kamen viele Einheimische  und auch einige Touristen und halfen uns, den Ford A durch den Sand zu schieben. An der jetzigen Straße 105 kamen wir wieder auf festen Boden, dort stand damals schon das Hotel „Atlántico“.  Und hier, ganz in der Nähe von meinem jetzigen Haus, schlugen wir unser Zelt auf und verbrachten wunderschöne Tage.

Ein anderer Freund von uns, damals  Angestellter im Landwirtschafts-Ministerium in Buenos Aires, der dafür mit einem kleinen Piper-Flugzeug Erkundigungsflüge machte, nahm sich seinen Apparat und flog (ohne Erlaubnis natürlich) zum Wochenende nach Villa Gesell. Und landete wo?  Am Strand!  Er machte seinen Piper mit Stangen im Sand fest, gegenüber vom Haus von Carlos Gesell.

Niemand regte sich darüber auf, Don Carlos am wenigsten. Der Strand war jetzt Landepiste!
Natürlich wurde ausgiebig gefeiert und am Montag ging der fliegende Freund wieder an seine Arbeit…… 

Fortsetzung folgt

Alfredo P

Zeichnung: Gerda S.

Montag, 9. September 2013

102. Sieben Zwerge


Etwa 1956

Ein “trencito”, so eine Art Zug, fuhr Touristen durch die Gegend und unser Haus wurde ihnen als das Haus von „Schneewittchen und den sieben Zwergen“ gezeigt. 

Aber es liefen auch sieben Zwerge in unserem Garten herum: Heidi, Verena, Cali, Bernd, Alfie, Margit und manchmal auch Puppi Fischer. Wenn Puppi nicht dabei war, kam auch mal Bichi dazu. Heidi, Bichi und Alfie waren später in der gleichen Klasse in der “Escuela del Norte” in Martínez, Buenos Aires.

Bei Fischers kam Nachwuchs. Lil wurde  gleich nach der Geburt schon nach Villa Gesell gebracht.
Als ich Frau Fischer mit dem Baby besuchte, habe ich mich wohl angesteckt, denn 9 Monate später hatten auch meine Kinder ein Schwesterchen! Lil musste doch auch eine Spielgefährtin haben!

Helgas Geburt fiel mit dem Ausbruch der Kinderlähmungs-Epidemie in Buenos Aires zusammen, so flüchteten wir schnellstens mit den Kindern nach Villa Gesell; mit einer Menge Kinder: meine Kinder, die Kinder von meinem Bruder Ricki, Verena und Bernd, und mich begleitete dabei Crisa.

Crisa hatte jahrelang bei meiner Großmutter gearbeitet. Als ganz junges Mädchen war sie gekommen und sie hat uns schon betreut, als wir selbst noch Kinder waren und  so manchen Streit zwischen uns geschlichtet. Jetzt war sie eine fantastische Kameradin. Sie lief sogar die 300 Meter bis zum Meer und holte Eimer mit Salzwasser für Helgas Bad.

Zu der Zeit gab es eine Art Sulky -Wagen mit einem Pferd davor, die vermietet wurden. Eines Tages machten wir eine Spazierfahrt mit so einem Wagen. Nicht eins der Kinder, sondern Crisa musste unbedingt mal verschwinden. Wir hielten vor einem Häuschen. Dort wurde gerade gebaut.

Nach Jahren habe ich den Ort wiedererkannt, dort hatten auch Leute gebaut, die Villa Gesell sehr liebten! Es waren die Eltern von meinem zukünftigen Schwiegersohn Carlos.

Inge W.

            

Vier der sieben Zwerge
               








  

Samstag, 7. September 2013

101. Tante Lörchen und der Chingolo


Siehe Beitrag Nr. 91 und  Nr. 93




Eines Tages fand Don Carlos bei einem frühen Spaziergang einen kleinen Chingolo, (Morgenammer), eine Vogelart, die es in Deutschland nicht gibt.

Der Kleine rief kläglich nach seinen Eltern, die nirgends zu sehen waren. Er war noch nicht flügge, hatte aber schon sein Federkleid und Don Carlos brachte ihn uns, die wir gerade mit dem Frühstück  warteten.

„Chippi“, wie wir ihn nannten,  machte mit, er hopste auf dem Tisch herum und zeigte, dass er schon sein Futter finden und aufpicken konnte. Doch es gab da auch unbekannte Gefahren wie Butter und die  Honigschüssel, danach war ein Fußbad nötig.  Auch die Federn hatten etwas abbekommen.

Das wirkliche Problem war aber,  dass er gegen die Scheiben flog. Denn fliegen lernte er schon in wenigen Tagen. Chingolos  sind auch in der Natur sehr zutraulich und er nahm uns sofort als Eltern an.

Tante Lörchen nahm ihn mit in ihr Zimmer. Es war schon warm und so ließ sie ihr Fenster offen und dort blieb er dann, frei im Zimmer und auch hinaus fliegend. Ich besorgte Alpiste  (Vogelfutter), was Chippi sofort annahm. Tante Lörchen streute es auf das Fensterbrett.

Da Chingolos  auch Insekten fressen, bot ich ihm Fliegen auf der Fliegenklappe an. Das wurde ein großer Erfolg denn so bekam er reichlich Eiweiß.  Chippi merkte irgendwie sofort,  wenn ich ihm etwas brachte, denn kaum öffnete ich die Tür, so saß er schon auf der Fliegenklappe und pickte alles eifrig auf.

Tante Lörchen hatte ihre helle Freude an seiner Zutraulichkeit, er flog ihr auf die Hände oder auf die Schulter, auch zum Fenster hinaus, wo er dann oft auf unseren Köpfen oder, zu deren Schrecken, auf fremden Köpfen landete.  Doch er kam immer wieder zu Tante Lörchen  zurück und fand nach langem Probieren auch einen, für seine Füßchen geeigneten Schlafplatz  auf dem Rand einer Vase.  Wir sorgten dann dafür, wenn er schlafen ging, ihn zuweilen so herum zu drehen, dass die Vase auch als Nachttopf dienen konnte.

Wenn Tante Lörchen  für Chippi Vogelfutter  streute, hatte er bald Gesellschaft seiner Artgenossen an dem gedeckten Tisch. Und so wurde er erwachsen. Lange danach war er noch zutraulich, bis er sich ganz zu seiner Art gesellte und wir ihn nicht mehr unter den anderen Chingolos, die sein Futter teilten, erkennen konnten.

Tante Lörchen hat ihnen dann bis zu ihrem Tode Futter gestreut.

Sonja T.


Zeichnung:  Gerda S.

Mittwoch, 4. September 2013

100. Beitrag





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