Montag, 2. September 2013

99. Der Ferienort Villa Gesell - 5


verdankt  seine Existenz einem beharrlichen Utopisten

Aus : „Die Zeit“  1997      Nr.5

siehe Beitrag  Nr. 77,  Nr. 82,  Nr. 86 und Nr. 94

.......Während er dort schwitzt und schuftet, kommt ihm der Gedanke, wie den Wanderdünen vielleicht doch Einhalt zu gebieten sei: Vielleicht könnte es ratsam sein, zuerst Gräser anzupflanzen, um so die aufgeschüttete Erde zu binden. 

Voller Enthusiasmus bestellt er Strandhafer aus Deutschland. In einer Mulde legt er ein Versuchsfeld an: Es gedeiht. Er lässt mehr Samen aus Deutschland kommen,  sät mehr Gräser an und kann bald zum ersten Mal erfolgreich Pinien, Eukalyptus, Ulmen und Akazien anpflanzen. 

Im Jahr 1937 sieht es so aus, als habe er, Carlos Gesell, die Wanderdünen bezwungen. Die Leute nennen ihn fortan den "Verrückten der Dünen", ein Spitzname, den seine Tochter Rosemarie in ihrer amüsanten Biographie später mit sanfter Ironie kolportiert.

Um der chronischen Geldknappheit zu entkommen, muss sich Don Carlos dringend nach neuen Einkünften umsehen. Eine Schweinefarm scheitert am Freiheitsdrang der Ferkel, die aus dem Gehege ausbrechen und die kostbaren Strandgräser abfressen. Den daraufhin angeschafften Ziegen munden die jungen Bäumchen am besten. Einzig Bienen verschmähen das Grün - allerdings ist mit ihnen kein Geschäft zu machen.

Im Jahr 1940 kommen einige Hochseeangler aus Buenos Aires zur Sommerfrische. Von Freunden hatten sie gehört, dass es vor den Dünen reiche Fischgründe gäbe. Die Männer sind so begeistert von dem Aufenthalt, dass sie ihren Gastgeber auf die Idee bringen, künftig mehr Touristen in seine Ödnis zu locken, Touristen, die auf der Suche nach dem anderen, dem naturnahen Urlaub sind.

Aber wie sollen diese Urlauber anreisen? Wo die Dünen beginnen, verliert sich die Fahrspur nach wenigen Metern im Sand. Carlos Gesell entwirft eine der Topographie perfekt angepasste Route, die sich durch die Senken windet.

Die erste, bescheidene Pension in den Dünen tauft Don Carlos 1941 auf den Namen "Sommerschwalbe", ein poetisches Wort für die Urlauber, die für ein paar Wochen einfliegen, um dann bald wieder abzureisen. 

In einem Zeitungsinserat wirbt er für sein "Paradies der Einsamkeit", das er in Erinnerung an den verstorbenen Vater nun Villa Silvio Gesell nennt. Bald wird es vor allem im Kreis der Deutschstämmigen von Buenos Aires bekannt und beliebt.....

Fortsetzung folgt.
                                                                                      

Erste Erfolge 1937
   
Hotel Gaviota (Schwalbe), Nachfolger der Pension Sommerschwalbe

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